Rezension

Albtraum in eisiger Wildnis

Schnee -

Schnee
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 4 Sternen

Yrsa Sigurardóttirs Thriller “Schnee“ überreden zwei befreundete Ehepaare einen Wanderführer, der irgendwo im isländischen Hochland ein Messgerät ablesen will, sie auf die gefährliche Tour mitten im Winter mitzunehmen. Dann werden die vier Freunde vermisst, und Suchtrupps und Polizei suchen ein großes Gebiet ab. Schon bald finden sie in der Nähe einer Hütte die erste Leiche im Schnee, in der Hütte selbst zurückgelassene Kleidung und Gegenstände, die den Wanderern gehört haben. Später finden sie noch vier weitere Leichen, wobei der Körper einer unbekannten Frau schon wesentlich länger dort liegen muss. 
Drei verschiedene Handlungsstränge auf mehreren Zeitebenen machen den Plot aus. Außer der Gruppe der Freunde ist da noch Hjörvar, der mit dem Kollegen Erlingur auf einer einsamen Radarstation arbeitet und dort unerklärliche Geräusche und übersinnliche Phänomene wahrnimmt. Er und sein Bruder Kolbeinn haben kürzlich ihr Elternhaus an den Polizisten Geiri und seine Frau Jóhanna verkauft. Das Ehepaar hat im Garten einen vergrabenen Kinderschuh gefunden. Kurz vor dem Tod der dementen Mutter erfahren die Brüder, dass sie eine Schwester haben oder hatten. Sie versuchen, das Geheimnis aufzuklären. Jóhanna arbeitet als Freiwillige in einem der Rettungsteams und findet mit ihrem Partner die erste Leiche. Eine andere Zeitebene zeigt eine Woche vor dem Auffinden der Toten die Gruppe der Wanderer und ihre Erlebnisse. Sie sind nicht nur der Unbill des isländischen Winters mit den Schneestürmen und der Dunkelheit ausgesetzt, sondern hören ebenfalls Geräusche und Stimmen vor der Hütte, die sie sich nicht erklären können.
Lange gibt es keine Erklärung für all die Mystery-Elemente in der Geschichte und was sie mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. Die Autorin bezieht geschickt das unwirtliche Klima und die raue Landschaft ein, um eine überaus bedrohliche Atmosphäre zu schaffen, bis am Schluss alle Elemente in einem grandiosen Finale mit überraschenden Wendungen zusammengeführt werden. Der Roman liest sich gut und wird vor allem zum Ende hin zunehmend spannender, wobei mich aber die unrealistischen übersinnlichen Elemente ein bisschen stören.