Rezension

Alice = Alice

Alice = Alice - Maxi Schilonka

Alice = Alice
von Maxi Schilonka

"Alice = Alice" ist eine Adaption von Alice im Wunderland, die in unserer modernen Zeit spielt, jedoch öfters in das Wunderland als "Traum" oder "Parallelwelt" wechselt. Diese wird durch Alice' im Koma liegende Schwester Scarlett geschaffen und Alice findet schnell heraus, wie sie in diese Welt wechseln kann, um ihrer Schwester hoffentlich aus dem Koma zu helfen.
Die erste Hälfte des knapp 250 Seiten langen Buches gefiel mir weniger. Alles wirkt überhastet, als würde die Autorin möglichst zügig an die wichtigen Handlungspunkte kommen wollen. Dadurch ergeben sich vor allem zu Beginn ein paar kleine Logikfehler oder zumindest schlecht durchdachte Punkte. Beispielsweise nimmt Alice die "Traumwelt" sehr schnell hin und kommt innerhalb von Sekunden darauf, dass es kein richtiger Traum ist, sondern Scarletts Unterbewusstsein. Ich wäre da verwirrter gewesen und hätte es definitiv als komischen Traum abgetan, statt sofort die Verbindung zur Schwester herzustellen - vor allem da ansonsten absolut keine Hinweise auf den Glauben an Übernatürliches oder ähnliche zurückliegende Ereignisse bestanden. 
Ein weiteres Beispiel ist, als direkt zu Beginn Alice angeblich beste Freundinnen (die danach nie wieder eine Rolle spielten, logisch...) nachfragen, ob die Eltern sich getrennt haben und nicht wissen, dass Scarlett beim Vater wohnt, obwohl die Scheidung schon ein Jahr her ist.
Außerdem kennt Alice Märchen wie Aschenputtel, aber "Alice im Wunderland" gibt es in dieser Buchwelt nicht. Das ist wenig nachvollziehbar und hätte konsequenter umgesetzt werden oder erklärt werden müssen.
Auch sich als Scarlett auszugeben kam viel zu plötzlich und dass das von allen unterstützt wird, halte ich für unglaubwüdig. Naheliegender wäre, zuerst andere Möglichkeiten zur Nachforschung in Betracht zu ziehen.
Allerdings beschränken sich diese nicht ganz logischen Punkte auf die erste Buchhälfte. Danach nimmt die Handlung an Fahrt auf und wird spannend - nicht alles ist, wie es scheint - weder im Wunderland noch in der Realität. Vor allem die Wunderlandszenen konnten mich durch ihre Verrücktheit und die sichtbaren Parallelen zum Alice-Original überzeugen. Zum Ende hin folgen dann auch noch einige Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte, die mich teilweise echt schockiert haben, zum Nachdenken anregen und die mich letztlich dem Buch gegenüber positiver stimmen konnten.
Der Schreibstil ist einfach, aber flüssig und voller ironischer/sarkastischer Bemerkungen, was den Lesespaß erhöht. Trotzdem bleibt in den wichtigen Szenen ein gutes Maß an Ernsthaftigkeit bestehen.

Fazit: Wer den holprigen, überhasteten Beginn des Buches nicht zu genau nimmt, wird mit einem tollen, überraschenden Ende belohnt. Leseempfehlung vor allem für Alice-im-Wunderland-Fans!