Rezension

Alkoholiker wider Willen

König Alkohol
von Jack London

Bewertet mit 5 Sternen

In König Alkohol beschreibt Jack London seine Erlebnisse mit dem Alkohol, John Barleycorn, wie er ihn nennt. Der Autor wurde in seinen letzten Jahren (er wurde nur 40 Jahre alt) zum Alkoholiker. Dabei mochte Jack Alkohol eigentlich nie. Als kleiner Junge probierte er mal Bier, da die Erwachsenen es ja immer trinken - eine Erfahrung, auf die er gern verzichtet hätte, denn geschmeckt hat es ihm nicht. Einige Jahre später wird er von älteren Jungen gezwungen Wein en masse zu trinken - und landet daraufhin von den Füßen gerissen im Bett. Da schwört er sich, den Alkohol nie wieder anzurühren. Doch er kommt nicht dran vorbei. Überall trinkt man: nach der Arbeit trinkt mant, bei geschäftlichen Vereinbarungen trinkt man, in der Freizeit wird getrunken, auf Kameradschaft ebenso, um Leute kennenzulernen wird das Glas geleert und um Informationen zu erhalten, muss man das eine oder andere Glas auch mal ausgeben. Und weil es sich gehört, muss man auch mal die eine oder andere Runde spendieren. Jack, der nie eine richtige Arbeit gelernt hat, gibt sein weniges Geld immer nur widerstrebend für das brennende Nass aus. Viel lieber würde er sich Süßigkeiten kaufen. Doch wer einmal die Bekanntschaft von John Barleycorn gemacht hat, der wird diesen Gesellen nur schwer wieder los.

Im Original heißt die Erzählung: Alcoholic Memoirs. Und genau das spiegelt den Inhalt des Buches wieder. Jack London beschreibt hier seine Erlebnisse mit dem Alkohol, wie er zu ihm fand, wo sich ihre Wege trennten und wo sie sich wiederfanden. Das ganze erzählt er mit so einer Ehrlichkeit und Direktheit, mit solch einer Wortgewandheit, dass es schwer ist, das Buch zur Seite zu legen. Jack London schafft es auch abseit seiner phänomenalen Abenteuerromane den Leser in seinen Bann zu ziehen und ihm sein großes Problem zu offenbaren. Nicht nur für Jack London Fans lesenswert, sondern auch für alle, die wissen möchten, warum Jack London am Ende seiner Tage noch für das Frauenwahlrecht stimmte, um die Menschheit zu retten.