Rezension

All unsere Alltagslügen

Scandor -

Scandor
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

Wie oft antwortet man mit "Gut" auf "Wie gehts dir?", wie oft sagt man aus Reflex "Tut mir Leid"? Der technisch hochentwickelte Lügendetektor bestraft solche kleinen Alltagslügen, die man nicht mal wirklich als Lügen wahrnimmt, sofort, nämlich mit dem Rauswurf aus dem Spiel um 5 Millionen Euro. 100 Teilnehmer treten gegeneinander an, nur einer kann gewinnen und zahlreiche Challenges und schwierige Situationen überstehen.

Erzählt wird die Geschichte dieses Wettbewerbs abwechselnd aus der Sicht von Tessa und Philipp, was mir stilistisch sehr gut gefallen hat. Man bekommt so mit, wie beide mit den Herausforderungen umgehen und ihre eigenen Lösungen finden. Auch erhält man zwischendurch immer wieder Einblicke in die Fehler der anderen Teilnehmer, was einem gut vor Augen führt, wie schnell man eigentlich lügen kann. Schnell verfällt man als Leser auch in eine vorsichtige Haltung, man hinterfragt sein eigenes Alltagsverhalten und liest das Buch mit einer angenehmen Anspannung. Typisch für Poznanski werden auch schon früh kleine Hinweise gestreut, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Dies sorgt dafür, dass man als Leser super miträtseln kann, man fragt sich permanent "Was steckt dahinter? Was bedeutet dieser Hinweis?".
Hat man einmal angefangen, fällt es auch schwer wieder aufzuhören, man will wissen, was die Auflösung ist.
Ab und zu ziehen sich dagegen kleinere Szenen etwas in die Länge, aber im Großen und Ganzen hat dies meinem Lesespaß nicht geschadet.