Rezension

Allan Karlsson muss man einfach lieben

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - Jonas Jonasson

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Allan Karlsson ist zwar gerade 100 Jahre alt geworden, aber das ist ja schließlich kein Grund, auf seinen Lebensabend zu warten. Und da er das Altersheim in Malmköping, in dem er lebst, sowieso nicht besonders gut leiden kann, entschließt sich Allan kurzerhand zur Flucht (aus dem Fenster). Ohne Reisegepäck und nur mit Pantoffeln an den Füßen nimmt Allan am Busbahnhof den erstbesten Bus, um aus Malmköping zu verschwinden...
...warum allerdings kurze Zeit später nicht nur das Personal des Altersheims, sondern auch Polizei und Presse nach ihm fahnden und welche Bedeutung der Elefant auf dem Cover hat - das müsst ihr schon selbst herausfinden! ;-)

MEINE MEINUNG

Jonas Jonasson ist mit seinem Debüt ein Unterhaltungsroman erster Klasse gelungen. Allan ist ein unheimlich sympathischer Hauptcharakter und auch die später auftauchenden Charaktere sind alle sehr liebevoll entworfen. Die Geschichte beginnt in der heutigen Zeit (2005, Allans Flucht) und wechselt sich dann im weiteren Verlauf des Romans mit Rückblenden aus Allans Vergangenheit ab. Und was dieser Kerl für ein Leben hatte! Hut ab!
Zusätzlich zu den Rückblenden hat sich Jonasson für einen Perspektivwechsel entschieden. Auf diese Weise erleben wir auch die (vergeblichen) Bemühungen der leicht dämlichen Polizei hautnah mit. Und gerade dieser Perspektivenwechsel hat bei mir dazu geführt, dass ich mich sehr amüsiert habe. 
Natürlich darf man diesen Roman nicht allzu ernst nehmen. Jonasson hat eine blühende Fantasie (und reichlich schwarzen Humor) und hat sich einiges zusammengesponnen was die politischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts betrifft. Ich denke, dass der Autor auch nicht möchte, dass man die Geschichte allzu ernst nimmt. Zumindest hatte ich dieses Gefühl nach den ersten paar Seiten, denn Jonasson hat sich für einen einfachen und fast schon naiven Schreibstil entschieden. Es wirkt, als hätte Jonasson beim Aufschreiben der Geschichte permanent schmunzeln  müssen....
Nichtsdestotrotz hat das Buch aber auch seine ernsten Seiten. Meiner Meinung nach steckt viel Wahres in dem Roman, auch wenn auf den ersten Blick eigentlich alles überzogen klingt. Aber gerade diese unterschwellige Kritik an Politik und Gesellschaft, die natürlich in keinster Weise offensichtlich gemacht wird, steigert für mich noch einmal den Wert des Buches. 

FAZIT
Ein Unterhaltungsroman (bzw. eine Krimikomödie), der durch einen überaus sympathischen  Hauptcharakter besticht. Interessanter Titel, wirkungsvolles Cover, Spannung, Humor und ein erfrischender Schreibstil. Was will man mehr? Weil das Buch im letzten Viertel allerdings etwas an Tempo und Spannung verliert, gibt es vier von fünf Sternen.