Rezension

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*~* Alle sieben Wellen *~*

Alle sieben Wellen
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist schon ein wenig her und dennoch ist dieser Bericht heute einfach dran über ein Buch, welches mich sehr bewegt hat und auch einige Zeit beschäftigt in meinen Gedanken. Interessant ist zu Lesen, wie unterschiedlich doch die Meinungen zu Daniel Glattauers "Alle sieben Wellen" sind und teilweise sogar sehr weit auseinander gehen. Ich empfehle vorher unbedingt "Gut gegen Nordwind" zu Lesen, damit ihr in die außergewöhnliche Liebesgeschichte von Leo und Emmi hineinfindet. Das erste Buch endete im Prinzip abrupt und hinterließ in mir fast etwas wie Leere, denn was so schön begann, endete ohne Happy End. In beiden Büchern schreiben sich Emmi und Leo E-Mails. Es ist für manchen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber im heutigen Zeitalter der Kommunikation per E - Mails oder SMS und was es sonst noch so gibt nichts ungewöhnliches. Auch per E -Mail kann man sich ausdrücken und vielleicht andere Worte finden, die nicht möglich wären, wenn man sich gegenübersitzt. Gerade die Worte die fallen und eben auch die, die nur zwischen den Zeilen zu Lesen sind, machen dieses Buch zu etwas ganz besonderen. Mich hat es gepackt und ich war sehr schnell durch mit dem Roman. Ich bin geschwankt zwischen Empörung, Hoffnung und vielen anderen unterschiedlichen Gefühlen. Ich litt tatsächlich mit den beiden Protagonisten. Mir dauerte es einfach zu lange bis sich die beiden zueinander bekannten, denn ich las doch, daß sie sich lieben und hätte Leo manchen Moment tatsächlich in den Hintern treten können, da er einfach nicht in die Gänge kam. Die treibende Kraft ist Emmi, denn sie fordert Leo immer wieder neu heraus ihr zu antworten und auch wenn tage - wochen - monatelang kein Lebenszeichen von Leo kommt gibt sie nicht auf und hofft, wartet und bibbert. Tatsächlich gibt es eines Tages eine Antwort. Leo war in Boston und hatte seinen Server auf Eis gelegt. Nun sind wir wieder mittendrin in den schönsten E - Mails dieser Liebesgeschichte und das neue Buch beginnt. Es ist für mich noch schöner und aufregender gewesen als "Gut gegen Nordwind" Vielleicht, weil ich Leo und Emmi schon ein klein wenig kennengelernt habe? Ich hoffe nur, daß diese Bücher nie verfilmt werden, damit mir das Bild der beiden nicht zerstört werden. Auch hier stellen sich den beiden viele Hindernisse in den Weg: Emmi ist verheiratet, Leo lernt eine Frau kennen und will weg um woanders ein neues Leben anzufangen ......... Gibt es denn keine Hoffnung für die beiden? Immerhin haben sie mittlerweile eine Nacht zusammen verbracht und Emmi hat seinen sensiblen Punkt berührt. Bindet dieses nicht? Gibt es keine Chance für die beiden? Für mich hat sich wieder einmal gezeigt, daß Wort wirklich ganz, ganz viel Macht besitzen. Entweder die Macht uns zu stärken, indem wie Lob kassieren oder auch um uns zu verunsichern, wenn Dinge die wir tun nicht überall so ankommen, wie wir sie meinen. Worte können auch zerstören, sie können Menschen sehr verletzen. Worte können aber auch Balsam für die Seele sein. Manchmal sind es auch geschriebene Worte die uns bewegen und uns sehr nah gehen. Warum nicht auch das Ping Pong Spiel der E - Mails zwischen Leo und Emmi? Ich habe noch nie ein Buch dieser Art gelesen und ich habe in meinem Leben schon viel gelesen. Es gibt viele Bücher die mich berühren - unangenehm und manchmal auch sehr angenehm, wie dieses hier. Ich schrieb schon, daß es ein Buch ist, welches mir schwer fiel aus der Hand zu legen und wieder der Tagesordnung nachzugehen. Zugeklappt habe ich es mit einem Lächeln im Gesicht, aber mehr mag ich nicht verraten, denn für Menschen, die wirklich nach einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte suchen, ist dieses Buch geschrieben worden. Für Menschen, die auf die siebte Welle warten. Die Wellen vorher sind ganz gewöhnliche Wellen, aber die siebte ist ganz außergewöhnlich und ganz anders als das vorherige. Man muss sich nur darauf einlassen und anfangen die Wellen zu zählen. 

Ob es möglich ist, sich ineinander zu verlieben nur durch E-Mail Kontakt müsst ihr die vielen Menschen fragen, die es geschafft haben, sich so kennen und lieben gelernt haben. Immer wieder liest man von der großen Internetliebe, daher denke ich schon das es möglich ist. Ein guter Freund von mir hat seine große Liebe durch einen intensiven Briefkontakt gefunden, denn zum 30 Geburtstag bekam er ein Abo für eine Singlebörse, keine Ahnung mehr wie die hieß, aber Nicole war dort auch angemeldet und so lernten die beiden sich kennen. Ist es so, daß man dadurch, daß man denjenigen den man schreibt offener gegenüber tritt, weil man ihn / sie nicht sehen kann? Ist man deshalb schneller bereit dieses oder jenes zu offenbaren, weil man seinem Gegenüber nicht ins Gesicht schaut? Ist es möglich, daß Leo und Emmi sich ineinander verlieben nur dadurch, daß sie sich E-Mails schreiben? Ein klares "JA", denn ich bin so eben auch mit dem zweiten Band fertig geworden und kann nur sagen, ich bin ehrlich gesagt komplett begeistert - vom Buch (oder sollte ich sagen von den Büchern?), aber am meisten hat mir der Schreibstil zugesagt. Der Wortwitz und der Sprachgebrauch haben mich doch tief beeindruckt und mir wieder einmal gezeigt, daß ich in meinem Reden und Schreiben doch eher einfach gestrickt bin und manchmal einfach aus dem Bauch heraus antworte. Ein Buch zu schreiben überlasse ich dann lieber doch anderen. 

224 Seiten sind schnell gelesen und der Roman ist so flüssig zu Lesen, daß ich nur wenige Stunden gebraucht habe. Verwirrend ist nur, daß Emma manchmal 2 oder 3 und auch mehr E-Mails an Leo schreibt um ihn aus der Reserve zu locken und manchmal musste ich dann auch zweimal die Sätze lesen um den Absender zu identifizieren, aber das ist kein Kritikpunkt, sondern etwas was ich einfach einfließen lassen wollte. Manchmal sind die E-Mails auch wie ein Ping Pong Spiel und manchmal auch sehr einseitig, wenn einer der Teilnehmer im Urlaub ist oder auf Seminaren, dann schaltet sich auch mal der Systemmanager ein und dieser antwortet nicht, wie ihr vielleicht wisst. Es ist nur ein wenig unbefriedigend für denjenigen, der auf Antwort wartet. Am Anfang des Buches muss Emmi sehr, sehr lange auf Antwort warten und es ist sicherlich sehr frustrierend für sie.
Für mich ist dieses Buch eine ganz, ganz bezaubernde Liebesgeschichte. Vielleicht, weil sie so außergewöhnlich ist wie die siebte Welle? Ich bin von diesen beiden Büchern so begeistert, daß ich sie unbedingt in meinem Regal stehen haben möchte um sie immer dann lesen zu können, wenn mir so richtig nach Liebe ist. Was jetzt natürlich nicht heißen soll, daß ich meine wahre Liebe noch nicht gefunden habe. Also bitte nicht falsch verstehen. Aber es gibt immer wieder Momente im Leben einer Frau, da sind wir einfach sentimental und da brauchen wir einfach Kitsch und Schnulz und kein Mord und Totschlag, sondern ganz viel Gefühl und Liebe. Ich weiß, daß diese Gedanken Männer überfordern, aber so sind wir Frauen nun einmal und genau deshalb liebt ihr uns doch, oder? 

Wie aber reagiert Bernhard Emmas Mann auf den E-Mail Kontakt seiner Frau? Natürlich bleibt es ihm nicht verborgen, daß seine Frau sich verändert, daß sie sich ihm zusehends verändert und er sieht seine Ehe in Gefahr. Mischt er sich nun ein oder vertraut er seiner Frau blind? Und die Kinder? Jonas und Fiona? Bemerken sie Veränderungen an ihrer Mutter bzw. Stiefmutter? Wie sieht Leos neue Freundin diesen E-Mail Kontakt? Bleibt es ihr verborgen, oder ist es ihr egal, daß Emmi einen sehr großen Teil seines Lebens ausmacht? Ich hoffe durch die gestellten Fragen mache ich euch ein klein wenig Lust auf das Buch, welches einfach durch seine Andersartigkeit sich komplett von anderen Büchern abhebt. 

Ich habe lange gegrübelt, ob ich diesen Bericht tatsächlich schreiben soll, da ich befürchtet habe und es auch immer noch befürchte, daß ich diesem großartigen Buch, nicht die Ehre geben kann, wie es ihm gebührt. Ich bin immer noch sehr unsicher und um das Buch wirklich so zu beschreiben, wie es eben einen wunderbaren Eindruck auf mich hinterlassen hat, fehlen mir die passenden Worte. Fast wünsche ich mir einen dritten Band um Leo und Emmi weiterzuverfolgen, aber den wird es scheinbar nicht geben, denn am 6.2. erscheint ein neues ganz anderes Buch von Daniel Glattauer mit dem Namen "Ewig Dein" Wenn es nur halb so schön ist wie "Gut gegen Nordwind" oder auch "Alle sieben Wellen" dann küre ich Daniel Glattauer zu einem meiner Lieblingsautoren. Dieser wirklich erfrischende, wirklich spritzig und manchmal sarkastisch und spitzfindige Roman hat mich wirklich begeistert. 

So, nun habe ich mich völlig verausgabt in meiner Sentimentalität und hoffe, daß es nicht ganz so schnulzig war und ich euch vielleicht ein klein wenig Lust und Laune auf dieses wirklich außergewöhnlichen Buch gemacht habe. Ich bin immer noch erstaunt, wie viel Macht Worte haben, auch wenn sie wirklich nur geschrieben sind. Ist es tatsächlich möglich sich ineinander zu verleiben, auch wenn man sich nur schreibt? Kann man so wirklich Teil des Lebens eines anderen werden oder ist es unmöglich? Diese Frage zu beantworten überlasse ich euch gerne selbst. 

Von mir eine Leseempfehlung und alle 5 Sterne für das Buch "Alle sieben Wellen!"