Rezension

Alleinerziehend de luxe

Silicon Wahnsinn - Katja Kessler

Silicon Wahnsinn
von Katja Kessler

Bewertet mit 2.5 Sternen

Tja. Hm. Also. Das Buch fängt grandios an, da kann man nichts sagen. Frau Kessler findet sich in der Situation wieder, dass ihr Mann, der übrigens Kai Diekmann heißt und Bild-Chefredakteur ist, für ein Jahr ins Silicon Valley möchte. Das würde man schon hinbekommen, sich dann ausreichend zu sehen. Sie entscheidet kurzentschlossen, mit den vier gemeinsamen Kindern Yella, Kolja, Casper und Lilly mitzukommen. Und unterschätzt die Situation. Wahnsinn, Wahnwitziges und Witziges tragen bis ungefähr zu Seite 60, dann wird's langweilig. Die schnodderige, aber lustige Schreibe von Frau Kessler kennt man mittlerweile, das alleine reicht nicht, um das Buch spannend zu halten. Gleiches gilt für die Männerideen von Schatzi und Katjas Beziehungsgedanken. Es passiert aber nun auch nicht mehr wirklich viel, das eine Spannung hält; na klar habe ich Mitleid bei (weiteren) Krankenhausbesuchen und bei Mietmängeln, aber das macht halt noch kein Buch. Und irgendwie schmälert es mein Mitleid dann auch, wenn ganz en passant auf Seite 381 das Au-pair erwähnt wird, das den Alltag mit vier Kindern vielleicht doch ein bisschen erleichtert. Bitte nicht falsch verstehen - ich bin mir sicher, dass es auch für eine betuchte de facto quasi alleinerziehende Mutter alles zu viel werden kann, aber irgendwie fühlte ich mich ein bisschen behupst, als diese Hilfe (zusätzlich zur Omi und zur extra aus Potsdam importierten Haushaltshilfe Ela) eben nur ganz kurz und nebenbei auftaucht, so als würde man sich ihrer fast schämen. Oder als sei sie zu unwichtig, um länger erwähnt zu werden. Weiterhin haben mich ein paar Fehlerchen geärgert - falsche A.M.- und P.M.-Angaben, (zu viele) Tippfehler, ein paar logische Sprünge im Zeitablauf. Das Buch wirkt wie die Beschäftigungstherapie, die es ja auch sein sollte, das schreibt Katja Kessler selber. Nur war diese Therapie eben irgendwann nicht mehr nötig, da sie sich in Palo Alto eingefunden hat und Kontakt fand. Und eben da geht dem Buch plötzlich die Story verloren; Beschreibungen der gefundenen Freundschaften oder überhaupt von Zufriedenheit passten vielleicht nicht in die gewünschte Geschichte, die ich mit "Alles ging schief, aber ich habe meinen Humor trotzdem nicht verloren" zusammenfassen würde. Schade.
Die Aufmachung übrigens, mit Fotos und Notizen und bunt, ist zwar manchmal etwas albern, gefällt mir aber. Das rettet das Buch aber auch nicht mehr.