Rezension

Alleinerziehend in den 60er Jahren

Das Fräulein mit dem karierten Koffer -

Das Fräulein mit dem karierten Koffer
von Claudia Kaufmann

Bewertet mit 4 Sternen

Die 19jährige Sabine verliebt sich in den 60er Jahren in den Sohn einer reichen Familie. Unerwartet wird sie schwanger. Sie behält das Kind-der Vater des Kindes und seine Familie entziehen sich der Verantwortung. Sabine muss nun selbst zusehen, wie sie als alleinerziehende Mutter zurecht kommt-zum Glück gibt es auch einige empathische Menschen in ihrem Umfeld!

Der Schreibstil des Buches ist einfach und leicht verständlich so kann man sich als Leser ganz auf den Inhalt des Buches konzentrieren. Die Geschichte beginnt auf den ersten 100 Seiten mit der Liebesgeschichte zwischen Sabine und wie sie schwanger wird. Meiner Meinung nach hätte man diesen Teil etwas kürzen können, aber das ist natürlich Geschmackssache, es hat sich für mich hier die ein oder andere kleine Länge ergeben. Dies ändert sich aber schlagartig als es mit der Geschichte der Alleinerziehenden losgeht. Was Sabine alles ertragen und aushalten musste, ist ehrlich und authentisch beschrieben und einfach nur krass! Immer wieder merkt man die extremen Unterschiede und den Fortschritt zwischen früher und heute. Als Alleinerziehende war man damals verpönt und dies hat man von allen nur erdenklichen Seiten zu spüren bekommen-ich habe hier sehr mit Sabine mitleiden können!

Immer wieder hat man auch die Altlasten der Nazizeit spüren können und es hat sich darum eine kleine, sehr interessante Geschichte ergeben. Über diese hätte ich gern noch mehr gelesen da sie spannend, emotional und berührend war! Super fand ich auch mehr über die unterschiedlichen Erziehungsmethoden zu lesen. Wie ist Sabine selbst erzogen worden, wie hat sich das auf sie und ihr Leben ausgewirkt? Wie hat sie ihrer Tochter dann Erziehung näher gebracht-sehr spannend dies zu verfolgen!

Mit Sabine als Protagonistin musste ich erst warm werden und fand sie über das ganze Buch nicht 100Prozent sympstisch. Sie hat aber ihrem Wesen nach authentisch und nachvollziehbar gehandelt, nur für mich persönlich wären ihre Entscheidungen nicht immer etwas gewesen. Es gab aber durchaus Personen im Buch, die ich sehr sympatisch fand und auch mit Sabine konnte ich immer mitfiebern obwohl ich sie nicht ganz mochte.

Ich hätte manchmal gern noch etwas mehr über die Nebenpersonen und ihre weitere Geschichte erfahren, aber es ist natürlich schwierig bei einer gewissen Seitenzahl manches ausführlicher zu erzählen.

Fazit: Insgesamt eine sehr interessante und bewegende Geschichte über eine alleinerziehende Frau in den 60er Jahren. Der Werdegang vom naiven Mädchen zur selbstbewussten Frau ist schön zu lesen. Manches hätte ich mir noch ausführlicher gewünscht, anderes hätte man etwas kürzen dürfen, aber dies ist natürlich auch immer Geschmackssache. Gern spreche ich für diese tolle Geschichte eine Leseempfehlung aus!