Rezension

Alles andere als ein beschauliches Provinzörtchen

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

Der Buchtitel bezieht sich auf den Namen eines fiktiven, um sein Überleben kämpfenden Dorfes im Brandenburgischen, eine Autostunde von Berlin entfernt, und ist treffend gewählt, befindet man sich dort nämlich tatsächlich „unter Leuten“ – übrigens recht merkwürdigen -, aus deren abwechselnder Perspektive die Geschichte erzählt wird. Als da u.a. wären: zwei aus dem Westen zugezogene Aussteigerpaare; der alteingesessene Landwirt, dessen Familie zu DDR-Zeiten zwangskollektiviert wurde und der nach der Wende die LPG in eine GmbH überführt hat und eigentlich nur das Dorf retten will; sein Erzfeind, ein zu DDR-Zeiten linientreuer Kommunist; ein Unternehmensberater aus dem Westen, der nach der Wende hektarweise Land um Unterleuten herum aufgekauft hat. Die Orientierung bei den Romanfiguren erleichtert ein am Ende des Buches abgedrucktes Personenglossar. Recht schnell brechen alte und neue Konflikte auf, als ein Investor aus dem Westen im Dorf einen Windpark errichten will. Fortan dreht sich alles um Fragen wie, wer Land für den Windpark verkauft und wer dieses kauft, wer welche Interessen und Überzeugungen verfolgt und diese verrät, wer welche Intrigen spinnt. Das Ganze spielt während zweier Sommermonate im Jahr 2010 und am Ende ist keine Romanfigur mehr die, als die sie eingeführt wurde, was das Lesen ziemlich spannend macht.