Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Alles Asche

Quanten-Bullshit -

Quanten-Bullshit
von Chris Ferrie

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit den Quanten wird Schindluder getrieben

Alles Asche

So sagte man, als ich noch jung war, wenn etwas Blödsinniges behauptet wurde. Der Autor Chris Ferrie nimmt das auf, nennt es „Bullshit“ und verbindet das mit seinem Beruf, der Quantenphysik. Denn da wird von außen offensichtlich wirklich massenhaft „Bullshit“ produziert.

Quantenschwingungen in Kristallen, die sich auf die Schwingungen deines Körpers übertragen und dich -wahlweise- gesund, begehrenswert oder erfolgreich machen. Da rastet der Autor regelrecht aus. Die Quantenverschränkung bricht die Lichtgeschwindigkeit? Weit gefehlt, Chris Ferrie klärt das Missverständnis auf. Genauso das mit dem „Beamen“. Auf Quantenebene mag das ja tatsächlich „so etwas“ wie Beamen geben, aber bei makroskopischen Objekten ist das absolut unvorstellbar, auch und insbesondere aus Sicht der Quanten. Hier geht es nicht darum, dass die entsprechende Technik heute noch nicht da ist, sondern dass sie schlechtweg gar nicht denkbar und demnach auch nicht machbar ist.

So erfährt man in erster Linie, was Quantenblablabla eigentlich alles NICHT ist und so ganz nebenbei, was es tatsächlich ist, wenn man versucht, es auf die menschliche Sprache und ihr Verständnis aus der sehr speziellen Mathematik, die mit den Quanten umzugehen in der Lage ist, herabzubrechen. Aber da kommen eben die Missverständnisse wie überlichtschnell und beamen usw. her.

Sein running gag ist der Witz mit Heisenberg, der in eine Geschwindigkeitskontrolle kommt, gestoppt wird und der Polizist fragt ihn: Wissen Sie, wie schnell sie unterwegs waren? Antwort: Nein, aber ich weiß genau, wo ich bin! Polizist: Sie waren mit 150 km/h unterwegs! Heisenberg: Na toll, jetzt weiß ich nicht mehr, wo ich bin. Dieser Witz beruht auf der Unschärferelation, die Heisenberg als erster so definiert hat, in einfachen Worten: Je genauer du weißt, wo ein Teilchen ist, umso weniger genau kennst du seine Geschwindigkeit und eben umgekehrt. Wobei das natürlich -siehe oben- nur auf der Ebene der einzelnen Teilchen gilt, für ein Fahrzeug wäre die räumliche Abweichung laut Chris Ferrie irgendwo im Billionstel Millimeterbereich, von daher ist Heisenbergs Replik natürlich albern. Diesen Witz ergänzt er dann in weiteren Kapiteln um Mitfahrer von wie Schrödinger, Einstein und auch Everett.

Ganz am Ende zeigt er dann versöhnlich, was die Quantenphysik heute schon leistet, MRT, Computer, Nano-Chips, Laser und so weiter, alles das gäbe es ohne Quantenphysik, ohne Quantentechnik und die dahinterstehende Mathematik („Halt die Klappe und rechne!“ ist sein Appell) gar nicht.

Über den Stil des Buches lässt sich trefflich streiten, ich fand es teilweise doch sehr ermüdend, wenn er immer wieder seine persönlichen Abschweifungen einbaut, wieder und wieder und wieder ein Bier haben will u.v.m. Es soll lustig sein, naja, anfangs vielleicht noch amüsant, dann aber … Geschmackssache.