Rezension

"Alles Denken, das in die Tiefe geht, endet in ethischer Mystik." (Albert Schweitzer)

Das Geheimnis der Themse -

Das Geheimnis der Themse
von Susanne Goga

Bewertet mit 4 Sternen

1894 London. Seit zwei Jahren ist die ehemalige Gouvernante Charlotte nun mit dem Journalisten Tom Ashdown verheiratet, doch mit der eigenen Familienplanung will es partout nicht klappen. Die Kinderlosigkeit macht dem Ehepaar zu schaffen, so dass für beide das Tom vom Verleger Sir Tristan Jellicoe angetragene neue Buchprojekt über die mystischen Orte Londons genau rechtzeitig kommt, um sich abzulenken und eng zusammenzuarbeiten. Währenddessen findet der Waisenjunge Alfie bei der Strandsuche am Ufer der Themse die Leiche von Laura Danby, doch die Polizei hat kein großes Interesse an dem Fall, den sie als Unglück einstufen. Toms Neugier, der bei seinen Buchnachforschungen Alfie begegnet und von dem Leichenfund hört, wird geweckt und spornt ihn zu weiteren Recherchen an, die ihn auf okkulte Geheimgesellschaften und magische Zirkel stoßen lassen. Charlotte dagegen macht bei ihrer Suche nach der Herkunft einer alten Silbermünze die Bekanntschaft von Mrs. Danby, der Mutter der Toten. Weder Charlotte noch Tom glauben an Zufall und beginnen neben dem Buchprojekt auch damit, dem Tod von Laura Danby auf den Grund zu gehen. Dabei gerät Charlotte bald in große Gefahr…

Susanne Goga hat mit „Das Geheimnis der Themse“ den Nachfolgeband ihres historischen Buches „Der verbotene Fluss“ vorgelegt, in dem sie das Ehepaar Ashdown diesmal einen sehr mysteriösen Fall lösen lässt, der den Leser gleichzeitig an die verborgenen magischen Orte des alten Londons führt. Der flüssige, fesselnde und bildhafte Erzählstil lässt den Leser sich schnell im neuen Ashdown-Domizil einziehen, wo er nicht nur die unterschwelligen Spannungen zwischen den Eheleuten hautnah miterlebt, sondern sich auch an den Nachforschungen für Toms neues Buchprojekt und bei der Aufklärung des Todes von Laura Danby beteiligen darf. Während der Leser sich von der Autorin zu den mystischen und okkulten Stätten Londons führen lässt, baut sie nebenbei mit ihrer gut durchdachten und verwinkelten Handlung immer mehr Spannung auf, so dass man automatisch in alle Richtungen denkt und miträtselt, weshalb Laura Danby wohl sterben musste und wer dafür verantwortlich ist. Geschickt eingewebte Wendungen bieten zusätzliche Überraschungsmomente und erhöhen den Spannungslevel zusätzlich. Durch die bildhafte Sprache wandelt der Leser durch ein unbekanntes, manchmal unheimliches London und bekommt zusätzlich einen neuen Blick über die Bedeutung der Themse.

Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, besitzen realistische menschliche Eigenheiten und geben dem Leser die Möglichkeit, nicht nur ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu studieren, sondern auch mit ihnen auf Forschungstour zu gehen. Charlotte ist eine eigensinnige, aber auch starke und mutige Frau, für die Hilfsbereitschaft kein Fremdwort ist. Außerdem liebt sie es, den Dingen auf den Grund zu gehen, was sie mit ihrer angeborenen Spürnase manchmal in Schwierigkeiten bringt. Tom behandelt seine Frau liebevoll und gleichberechtigt, was zur damaligen Zeit recht ungewöhnlich war. Er liest in ihr wie in einem offenen Buch und die beiden ergänzen sich in ihren Interessen. Der 12-jährige Alfie ist ein aufgeweckter lieber Kerl, der von einem Leben auf See träumt. Mrs. Clovis ist eine neugierige Nervensäge, die selbst ein Geheimnis hat. Iris Jellicoe ist eine Frau, die mit allen Wassern gewaschen ist. Mrs. Danby eine trauernde Mutter, die alle Hebel in Bewegung setzt, den Tod ihrer Tochter zu verstehen und zu verarbeiten.

„Das Geheimnis der Themse“ ist ein packender historischer Kriminalroman, der nicht nur mit einem komplizierten Fall punktet, sondern auch mit allerhand Mystik und Okkultismus die Stadt London in ein neues Licht rückt. Verdiente Leseempfehlung für diese spannende und unterhaltsame Lektüre!