Rezension

Alles hat ein Ende, nur der Regenbogen hat zwei

Where Rainbows End - Cecelia Ahern

Where Rainbows End
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 5 Sternen

Ihr könnt ja alle Deutsch. Also: Im Original dieser kreativen Liebesgeschichte wird Aherns Humor sehr schön deutlich, verständlicherweise besser als in der Übersetzung. Auch wegen des Covers und des originelleren Titels gewinnt das Original den erbitterten Kampf gegen die Übersetzung ins Deutsche - ganz knapp.

Alex und Rosie sind beste Freunde, seit sie denken können, und auch im Erwachsenenalter lassen sie einander nicht aus den Augen - selbst, als tausende Meilen zwischen ihnen liegen. So bekommen sie die (Fehl-) Entscheidungen und Wendepunkte im Leben des anderen mit: Ehen, Jobs, Kinder. Und sie merken, dass sie sich ein anderes Leben wünschen: Ein Leben miteinander. Dabei hat das Schicksal jedoch auch ein Wörtchen mitzureden ...

Da wohl alle hier Deutsch verstehen, glaube ich nicht, dass ich jetzt auch eine englische Zusammenfassung machen muss.

Diesmal rezensiere ich gleich zweimal dasselbe Buch - beziehungsweise vergleiche die Originalversion mit der deutschen Übersetzung. Hier beziehe ich mich eher auf das Original, damit ich nicht auch zweimal dasselbe schreibe. Das wäre punktetechnisch ja Abzocke.

Bei beiden Ausgaben bietet die Form Abwechslung und Unterhaltung: Es wird jeweils in allem geschrieben, was irgendwie gesammelt, gedruckt oder gespeichert werden kann. E-Mails, Zettelchen, Briefe, Postkarten, Chats. Wenn ein Zettelchen beispielsweise nicht abgegeben wurde, verworfen wurde, ist alles durchgestrichen. So bleiben auch "geheime" Informationen nicht verborgen.

Das finde ich super. Es stellt authentisch dar, wie alles gesammelt wurde und nun durchgelesen wird. Es ist wirklich einmal etwas Neues! Man kennt ja schon Bücher, die aus Briefen bestehen, oder aus Tagebucheinträgen, aber davon hat man dann auch nach einer Weile die Nase voll, weil das Format und der Ton immer im Groben gleich bleiben. Wenn man aber ab und zu Chatprotokolle hat oder Zettelchen aus der Schule vorliegen hat, dann zaubert das einem ein ums andere Mal ein Schmunzeln ins Gesicht, weil der Schreibstil oft genau dem entspricht, was man von diesen Medien und von sich selbst kennt. Für Authentizität kriegt Cecelia Ahern deshalb einige Pluspunkte für Kreativität!
Trotzdem habe ich etwas zu meckern. In der vorliegenden Version wird nicht kenntlich gemacht, welches Kommunikationsmedium gerade genutzt wird. Meistens ist das zwar offensichtlich, und fast immer kann man es sich denken, aber trotzdem wirkt das Schriftbild hier eher unübersichtlich und chaotisch. Wenn man ein ordentliches Bild haben will, dann sollte eher zur Übersetzung greifen.

Was mir diesbezüglich an der Übersetzung besser gefällt, sind die Symbole am Rand neben dem Text. Es ist einfach übersichtlicher, wenn man durch die Abbildung eines kleinen Stifts oder Laptops oder @-Zeichens darauf aufmerksam gemacht wird, welches Medium für den Text, den man gerade liest, benutzt worden ist.

Die (Haupt-)Charaktere finde ich sympathisch und die Szenarien vorstellbar, wenn ich nicht sogar selbst schon ähnliches erlebt habe. Rosie und Alex als Teenager sind deshalb realistisch und witzig, als Kinder noch witziger und auch im Erwachsenenalter authentisch. Ich musste oft lachen, wurde aber auch ungeduldig, weil ich unbedingt wollte, dass sie zusammenkommen. Immer kommt etwas dazwischen! Da ist es echt verständlich, wenn man als Leser ab und an "so einen Hals!" bekommt. Und die Figuren zwischendurch anbrüllt. 

Da Cecelia Ahern eine meiner Lieblingsautorinnen ist, war ich natürlich voreingenommen; "Where rainbows end" hat mich trotzdem überrascht und natürlich keineswegs enttäuscht. Genauso wenig die deutsche Übersetzung, die ich erst hinterher gelesen habe. Manchmal jedoch kann man bekanntlich etwas, was im Englischen witzig ist, nicht haargenau so übersetzen, dass es auch witzig bleibt.  Das ist eben immer so mit Übersetzungen. Alle Liebhaber des unverfälschten irischen Humors sollten also lieber zu dieser Version greifen, aber das muss ich ihnen wahrscheinlich nicht erst sagen. Das ist nicht der einzige Grund, weshalb das Original meiner Meinung nach ganz knapp gewinnt. 

Bei dem Cover gewinnt, finde ich, das Original (Paperback). Es hat einfach etwas. Etwas ... mehr. Klar, kann man das nicht als Argument verwenden, das wäre ja als würde ich sagen "Ich mag es nicht" und die Aussage unbegründet so stehen lassen. Aber mal im Ernst, vergleicht doch selbst. Abgesehen davon, dass das Original etwas kitschig scheint: Findet ihr nicht auch, dass das deutsche Cover weniger liebevoll wirkt? 

Der Titel gefällt mir ebenfalls besser im Original. Er ist spezieller und romantischer, gerade weil "Für immer vielleicht" (Titel der Übersetzung) so leicht zu vergessen ist. Er ist eher Mainstream. In Verbindung mit dem Herz auf dem Cover erwartet man bloß einen gewöhnlichen Allerwelts-Liebesroman, und ich finde nicht, dass dieses Buch in eine solche Schublade gesteckt werden kann. Dazu ist es viel zu originell. So wie der Originaltitel! Er erinnert mich ans Träumen, und stellt auch irgendwie sehr schön die Entwicklung vom Kindes- ins Erwachsenenalter dar, was man auch als Thema des Romans interpretieren kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Original in Sachen Cover und Titel vorn steht. Die Übersetzung hat ein netteres Schriftbild (Veranschaulichung durch Symbole). Somit gewinnt am Ende trotzdem das Original.

Fazit: Welche Version man auch wählt, man erlebt humorvolle Romantik, die das Lesen lohnenswert macht!