Rezension

Alles hat seinen Tiefpunkt erreicht

Die Königin der Flammen - Anthony Ryan

Die Königin der Flammen
von Anthony Ryan

Bewertet mit 1 Sternen

Das ist nun das Ende dieser Trilogie, nach 2514 Seiten ist es vorbei. Endlich - denn die Geschichte, die Ryan im dritten Band erzählt, ist schlecht. „Die Königin der Flammen“ ist ein einziges Massaker sinnlos abgemesserter Menschen, die dem platten und eindimensionalen Wahnsinn des Verbündeten und seiner ersten Dienerin zum Opfer fallen, um … tja … die Welt zu zerstören? Weltherrschaft über entvölkerte Trümmer? Über diese Motivation hätte Ryan etwas länger nachdenken sollen. Auch die anderen Figuren werden zu Schablonen, platten Typen oder Abziehbildern von Klischees, sei es die rachsüchtige Königin Lyrna, der „gute Wilde“ Alturk oder die weisen, weisen Schamanen mit den Tiernamen. Überhaupt Tiere: Wölfe, Bären, Speerfalken und vor allem Katzen - Riesenkatzen - sind eh die besseren Menschen. Der zur Seitenfigur degradierte Nortah trauert über den Tod seiner Katze inbrünstiger als über seine niedergemetzelten Begleiter.

Und dann die Bösewichte: Mit ihnen steht und fällt die Güte einer Geschichte. Je vielschichtiger ihre Motivation, je plausibler ihre Handlungen, je sinnvoller auch Grausamkeiten sind, desto erfolgreicher dürfen sie sein und desto süßer ist der Sieg der Helden. Aber Erzfürst Darnel Linel in Varinsburg ist ein dümmlicher Hanswurst von einem Gegner, den besiegt zu sehen beim Lesen keinen Spaß macht. Auch die jeweils gewonnenen Schlachten der „Guten“ (TM) langweilen, insbesondere wenn wieder einmal eine lieb gewonnene Nebenfigur einen nebensächlichen Abgang macht. Da stehen dann eierlegende Wollmilchsäue vom Schlage der Königin Lyrna (was für ein klangloser Name, wenn man ihn englisch ausspricht!), die im Laufe des dritten Bandes zur Flottensachverständigen, Heerführerin und Meisterstrategin avanciert, während sie ihr eigentliches Exerzierfeld, die Politik, schon nicht mehr zu verstehen scheint. Jede einzelne Seeschlacht zeugt von der völligen Unkenntnis Ryans in diesem Sujet. Auch der Einsatz von Bögen im Handgemenge, wo die Schützen Freund und Feind treffen müssen, wird erst zum Ende hin richtig gemacht.

Und das Ende vom Ganzen? Darf ja nicht verraten werden - aber ich wage einmal anzudeuten, dass es eher enttäuscht.

Und nun noch ein Wort zum Glauben, zur Gretchenfrage der Welt von Vaelin Al Sorna: Götterwirken ist in Fantasywelten entweder von vornherein unwichtig („Lied von Eis und Feuer“) oder Fundament des Weltgefüges („Spiel der Götter“), bei Ryan hingegen dienen die Götter und der Glauben etwa der Orden in den Vereinigten Königreichen immer wieder dazu, den aufgeklärten Atheismus des Autor zu transportieren. Das ist besonders bedauerlich, weil man sich schon fragt, warum Orden und die Gefolgsleute des Weltvaters weitermachen sollen, wenn eigentlich die Existenz der Götter in Band 3 widerlegt wird - ein Designfehler in der Weltgestaltung.

Eigentlich hätte ich wegen der 880 auszehrenden Seiten zwei Punkte geben wollen, aber in Wahrheit wäre der zweite nur ein Auszeichnung für mich, durchgehalten zu haben. Hätte mal besser Ryan durchgehalten - Band 1 ist nämlich gut gelungen!