Rezension

Alles in allem ein ungewöhnliches Buch, sowohl inhaltlich als auch stilistisch, aber gerade deswegen umso lesenswerter.

Wild Cards 01 - Das Spiel der Spiele - George R. R. Martin

Wild Cards, Die zweite Generation - Das Spiel der Spiele
von George R. R. Martin

Rezension zu Wild Cards: Das Spiel der Spiele von George R. R. Martin (Hrsg.)

Okay, dieses Buch war erstmal… verwirrend!  [:D]  Vielleicht hätte ich mich einfach vorher besser darüber informieren sollen, was für eine Art von Buch mich bei “Wild Cards: Das Spiel der Spiele” erwartet. Denn es handelt sich hier nicht um einen Roman im klassischen Sinn. Viel mehr sind die “Wild Cards” eine Serie von 22 Bänden zusammenhängender Kurzgeschichten verschiedenster Fantasy und Science Fiction Autoren, die ihren Ursprung eigentlich in den späten 80er Jahren haben.

Mit dem von George R. R. Martin herausgegebenen “Wild Cards: Das Spiel der Spiele” startet nun eine neue Generation der “Wild Cards”-Geschichten – es ist also nicht Band 1 der ursprünglichen Serie, sondern so gesehen Band 23, gleichzeitig aber auch Start einer neuen Serie, sodass man nicht erst die anderen 22 Bücher lesen muss.

Nach wie vor spielen die Erzählungen in einem Alternativuniversum, in dem in 1940ern ein Alienvirus – das Wild-Card-Virus – über Manhattan freigesetzt wurde und Teile der Menschen zu Jokern – gezeichnet durch abnormale, körperliche Veränderungen – und Assen – ausgestattet mit Superkräften – mutieren lies, wodurch die Geschichte in diesem Universum nach dem zweiten Weltkrieg eine entscheidend andere Wendung als unsere Geschichte genommen hat.

Im Mittelpunkt von “Wild Cards: Das Spiel der Spiele” steht die Reality-Gaming-Casting-Dingsda-Show “American Hero”, in der 28 Asse gegeneinander antreten um DEN Superhelden Amerikas zu finden. Parallel dazu gibt es einen Handlungsstrang, der in Nahen Osten spielt. Beide Erzählstränge stehen in direktem Zusammenhang miteinander, auch wenn das erstmal überhaupt nicht so scheint.

Der Einstieg in die Geschichte ist relativ leicht zu finden, denn zu Beginn werden die 28 Asse sowie “American Hero” erst einmal kurz und bündig vorgestellt, mit einigen ausführlicheren Beschreibungen für ein paar ausgewählte Figuren, sodass man direkt einen groben Überblick über das Geschehen bekommt.

Dabei wird schnell deutlich, dass alle neun Autoren hier großartig zusammenarbeiten, sodass trotz der unterschiedlichen Schreibstile und Handlungsschwerpunkte eine flüssig zu lesende Geschichte entsteht, in der viele einzelne Facetten und Kurzgeschichten bzw Ausschnitte einen großen Gesamtzusammenhang ergeben. Dabei entsteht eine faszinierende Geschichte, voller Spannung, die immer wieder auch mit unerwarteten Elementen überrascht und den Leser schnell in ihren Bann ziehen kann.

Neben den komplexen Figuren, die alle – trotz ihrer Superkräfte – durch und durch menschlich wirken, authentisch werden, da sie alle auch “Fehler” und nicht so ganz heldenhafte Charakterzüge besitzen, haben es mir auch die wechselnden Erzähltechniken (so gibt es neben “normalen” Erzählabschnitten auch “andere” wie Blogbeiträge und E-Mails) und der mal mehr, mal weniger deutlich gesellschaftskritische Ton angetan. Immer wieder gibt es auch Verweise zu aktueller Popkultur und viele Geschehnisse in diesem Alternativuniversum weisen eine deutliche Parallele zu Ereignissen in unserer Welt auf.

Alles in allem ein ungewöhnliches Buch, sowohl inhaltlich als auch stilistisch, aber gerade deswegen umso lesenswerter. Ich bin zwar nicht immer mit allen Abschnitten der verschiedenen Autoren gleich gut zurecht gekommen, trotzdem warte ich nun voller Spannung auf die Fortsetzung. Eine dicke Empfehlung für Science Fiction und Fantasyfans, die mal etwas neues/anderes ausprobieren wollen!  [;)]