Rezension

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Alles in allem: Empfehlenswert, daher: LESEN!

Erbarmen
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 5 Sternen

mein erstes Buch aus Dänemark und ich bin voll begeistert, ich hab es in einen Rutsch gelesen, ging fast wie von alleine, außerdem hab ich die meisten Schauplätze gekannt, weil ich dort schon mal war. Also, ich empfehle es jedem Krimi/Thrillerfan, es ist echt genial.

Zum Inhalt: Es wird von einer Politikerin Merete erzählt, die einen geistig behinderten Bruder Uffe hat, ihr Tagesablauf ist eigentlich immer dasselbe Schema, sonst würde Uffe durcheinander kommen, sie geht arbeiten und abends sehen sie immer gemeinsam fern und essen zu Abend, am Tag kümmert sich eine Familienhelferin um Uffe. Dann kommt Carl ins Spiel, ein alternder, spezieller Kauz der dänischen Polizei, mit ihm mag keiner gern zusammenarbeiten, dann hat er beim letzten Einsatz einen Partner verloren und sein anderer Partner liegt im Krankenhaus. Er ist auch noch nicht wieder so richtig bei der Sache, sein Chef will ihn am liebsten loswerden, da kommt ihm eine Idee, er gründet eine Sonderkommission, die soll alte unaufgeklärte Fälle bearbeiten und dazu muss er in den Keller ziehen, damit er mit den anderen Kommissaren nicht so in die Quere. Ja, er willigt ein , aber er will einen extra Mann da unten haben, der aufräumt und die ganzen Botengänge macht, das übernimmt Assad, aus dem wird er nicht schlau, er ist ein Ausländer und gar kein Polizist, aber die beiden gewöhnen sich aneinander und bald sind sie ein eingespieltes Team. Am Anfang hat Carl keine Lust, einen Fall zu bearbeiten, aber Assad fängt an, in einem Bericht zu lesen, eben dem von Merete, die verschwand unter mysteriösen Umständen. Das Buch ist in zwei Erzählformen gegliedert, einmal heute 2007, wo der Ermittler Carl und Assad den Fall wieder aufrollen und dann 2002, wo man von Merete und ihren Bruder erfährt. Aber das ist so gut aufgeteilt, das man gleich richtig drin ist, egal welches Kapitel man liest. Und die super Zusammenführung beider Geschichten ist so voller Spannung und Esprit, das man es kaum erwarten kann, weiter zu lesen. Da Merete ja nie gefunden wurde, konnte man ja auch keine Obduktion vornehmen, ihr geistig zurück gebliebener Bruder Uffe wird zwar verdächtigt, aber man hat nichts in der Hand gegen ihn, außerdem lebt er in einer Klinik, wo er mir Medikamenten voll gepumpt wird und vom normalen Leben abgeschottet wird. Carl und Assad bemerken immer wieder, das damals, als der Fall untersucht wurde, sehr viele Indizien unterschlagen worden sind oder vielen Hinweisen gar nicht nachgekommen wurden. Da merkt man in dem Buch, das man am liebesten den Verantwortlichen gern auch mal die Meinung sagen würde, so gereizt ist das manchmal geschrieben, als wäre man mittendrin.

Doch Merete ist gar nicht tot, sie wird in einem dunklen Gefängnis aus Beton, einer Art Druckkammer, gefangen gehalten. Derjenige, der sie gefangen hält, will sie für ein Vergehen in ihrer Kindheit bestrafen. Seit fünf Jahren vegetiert sie in dem steinernen Gefängnis und keiner ahnt etwas davon. Ihr Körper hat sich längst in einen Dämmerzustand zurückgezogen. Doch Merete mobilisiert alle ihre Kräfte, um diese Tortur zu überleben. Sie will ihren Peinigern nicht den Triumph gönnen. Wenn sie schon sterben muss, dann will sie wenigstens den Zeitpunkt ihres Todes selbst bestimmen. Sie versucht in dem Gefängnis immer bei Sinnen zu bleiben und hat auch zum Schluss eine Art kleine Waffe, wo sie sich selber töten will, wenn es zu Ende geht, denn den Tod, den der krankhafte Täter ihr vorbestimmt hat, ist grausam, denn sie würde in der Druckkammer zerplatzen innerlich und das möchte sie nicht: Das ist schon sehr grausam, wenn man sich das mal so richtig vorstellt, das ist ganz schön heftig. Auch wenn diser Thriller vergleichsweise wenig Blut und Gemetzel zu bieten hat und die Lösung relativ bald klar ist, lässt er an Spannung und Grausamkeit nichts zu wünschen übrig. Die Schilderungen von Meretes Isolationshaft, ihre Versuche ihren Lebenswillen aufrecht zu erhalten, der Kampf darum einen Rest von Würde zu bewahren - eindringlicher geht es kaum. Oder die Beschreibung ihrer Zahnschmerzen – Wahnsinn.

Immer wieder war ich versucht mir einzureden, das sie noch lebt und habe richtig mitgefiebert, wann sie es denn endlich schaffen, sie zu finden und sie schaffen es, das ist der Hammer, sie wird tatsächlich lebend gefunden, zwar in einem desolaten Zustand, aber echt der Hammer, am End kommt heraus, das der Täter, ein Junge damals war, der in dem anderen Wagen gesessen hat, der mit dem Wagen von Mertes Eltern zusammengestoßen ist und er seinen Vater verloren hat und seitdem hat er auf Rache gesinnt. Merete war in einer Art Koma, wo sie aber wider rasch herauskam, als ihr Bruder Uffe bei ihr war, er hat sie wieder ins Leben zurück geholt.

Ein wunderschönes Buch, sehr facettenreich, spannend, aber auch witzig und sehr emotional geladen, ich kann es jeden empfehlen, ich werde mir wieder ein Buch von Olsen holen, soviel ist sicher.

Alles in allem: Empfehlenswert, daher: LESEN!