Rezension

"Alles in meinem Kopf hat nur einen Namen. Emma."

Blau ist eine warme Farbe - Julie Maroh

Blau ist eine warme Farbe
von Julie Maroh

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich mal wieder eine Graphic Novel! Und dann noch eine so schöne: Es geht hauptsächlich um Clementine, die zu Beginn der Geschichte 15 Jahre alt ist. Jungs sind in dem Alter ja ein großes Thema, aber obwohl der allseits beliebte Thomas auf sie steht, sie später sogar aufrichtig liebt, kann sie sich nicht völlig auf ihn einlassen. Das allein lässt sie schon an sich selbst zweifeln, doch als sie dann auch noch eine junge Frau mit blauem Haar auf der Straße sieht, gerät ihr Selbstbild völlig ins wanken. Die Unbekannte verfolgt sie in ihre Träume und lässt sie Dinge denken, die sie - ihrer Meinung nach - eigentlich nicht denken dürfte. Einige Zeit später, trifft sie die Frau, Emma, in einer Homokneipe wieder und Clementines Gefühlschaos ist perfekt.

Inhaltlich hat mir die Mischung aus Coming-Out, Lovestory und Selbstfindung gut gefallen. Nur hätte sie an manchen Stellen gerne ausführlicher sein können. Ich habe zwar jeweils verstanden welche Zweifel und Ängste Clementine plagten, aber manchmal wirkte sie recht wechselhaft und bockig, weil dem Problem das sie beschäftigte nicht genug Raum gegeben wurde. Das lag aber ausschließlich an der Umsetzung. Generell fand ich all ihre Reaktionen sehr nachvollziehbar. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Autorin selbst Homosexuell ist und eben solche Probleme kennt, wie sie Clementine im Buch hat.

Die hauptsächlich in Aquarell angefertigten Zeichnungen mochte ich sehr gerne! Auch wie Maroh damit spielt und bei manch ernsteren Szenen mehr zum Stift greift – den Zeichnungen also mehr Härte gibt - ist schön. Die Szenen die in der Vergangenheit spielen, sind in schwarz/weiß gehalten. Nur mit blau wurden Akzente gesetzt. Das hat mir sehr gut gefallen und hätte von mir aus gerne noch mehr ausgereizt werden dürfen. Alles, was in der Gegenwart spielt ist farbig gestaltet, aber sehr leicht und fließend - typisch Aquarell eben.

Beim Zeichenstil bin ich ja superpingelig. Ich habe schon verworfen die eine oder andere Graphic Novel überhaupt zu lesen, nur weil mir der Stil nicht gefiel. Hier habe ich nichts zu meckern. Maroh sind zum Teil wunderschöne Bilder der beiden Frauen gelungen um die sich die Geschichte dreht.

Insgesamt ist Blau ist eine warme Farbe eine traurig schöne, berührende und lesenswerte Liebesgeschichte, die von Maroh sehr hübsch umgesetzt wurde.