Alles, nur keine Gelegenheits-Lektüre.
Bewertet mit 4.5 Sternen
Dieses Buch entbehrt jeglicher Schreibkonvention.
Junot Díaz, 2008 mit dem Pulitzer-Preis im Bereich “Fiction” für dieses Werk ausgezeichnet, legt hiermit einen Roman vor, der… ‘anders’ ist – ‘anders’ auf eine sonderbare und zugleich faszinierende Art und Weise.
In bewegenden Bildern und Farben erzählt er in Rückgriffen vom vielschichtigen Schicksal einer dominikanischen Familie, welche in die USA geflüchtet ist. – Mit Oscar fängt dabei alles an: Oscar, bis zu seinem siebten Lebensjahr ein Mädchenschwarm, ehe sein Herz erstmals bricht und er fortan mit Figurproblemen und stetig unerwiderter Liebe zu kämpfen hat. Er entwickelt sich zum Science-Fiction-Freak, von allen als schwarzer[!] Latino-Nerd verspottet, der in Fantasiewelten flüchtet, viel liest und schreibt, und sich wöchentlich neu verliebt – immer erfolglos und unerfüllt.
Auf diese Melancholie Oscars baut Díaz die traurige Geschichte dessen gesamter Familie auf und erzählt somit zugleich auch ein Stück dominikanischer Geschichte – sowie vom Schicksal vieler amerikanischer Einwanderer. Er blickt und greift zurück, weiter und immer weiter, und entspinnt ein engmaschiges Geflecht aus leiser Hoffnung, Depression, Diktatur, Gewalt, feurigem Temperament und: der Suche nach Liebe und Identität, …der Sehnsucht nach etwas Glück – sei es auch noch so endlich…
Die Sprache alterniert hierbei zwischen Gossenslang und poetischer Metaphern, stets angereichert durch spanische Ausdrücke und Redewendungen, deren Bedeutungen im Anhang nachzulesen sind, und schafft somit vor allem eines: Atmosphäre.
Trotzdem:
Wer dieses Buch zu lesen beabsichtigt, sollte sich bewusst sein, dass es sich nicht als Gelegenheits-Lektüre eignet. Es erfordert Auseinandersetzung und Konzentration, um wirklich darin einzutauchen zu können: Die spanischsprachige Färbung, die dominikanische Geschichte und zahlreiche Fußnoten in Überlänge… all das wirkt zunächst einmal ungewohnt, doch wer sich dem gegenüber aufgeschlossen und interessiert gibt, dem widerfährt ein einmaliges Leseerlebnis.