Rezension

Alles was wir sind

Alles, was wir sind - Lara Prescott

Alles, was wir sind
von Lara Prescott

Lara Prescott greift in ihrem vorliegenden Roman auf freigegebene CIA Protokolle zurück. Es gelingt ihr die dokumentierten Fakten in einen anspruchsvollen Rahmen  zu stellen. Damit stand das Grundgerüst des Romans.  
Die Heldin ihres Romans hat ein berühmtes Vorbild, Olga,  Redakteurin bei einer Literaturzeitschrift, zweifache Witwe, zweifache Mutter und die Geliebte von Boris Pasternak.  Sie ist das Vorbild für die Lara in Doktor Schiwago, an dem er gerade schreibt. Die Lesungen, vor ausgesuchtem Publikum haben die Aufmerksamkeit der politischen Macht auf sich gezogen. Olga wird verhaftet und zu  5 Jahren im Gulag verurteilt. Ihr Wille soll gebrochen werden. Doch Olga schweigt eisern.
Als das Buch veröffentlicht werden konnte, fand sich in Russland kein Verleger. Giangiacomo Feltrinelli kann Pasternak die Rechte für Italien abkaufen.  Auch der CIA hat großes Interesse. Sein erklärtes Ziel ist es verbotene Bücher nach Russland zu schmuggeln. Davon verspricht man sich eine bessere Information der  Bevölkerung über die Einflussnahme und Bevormundung ihrer eigenen Regierung .
Lara Prescott versucht beide Ereignisse zusammenzuführen. Bei ihr gibt es Olga und Boris Pasternak mit der Entstehung des Doktor Schiwago und die Tätigkeit der Stenotypistinnen im Büro der CIA. Dabei liegt ihr Augenmerk auf Irina und deren Ausbilderin Sally.
Irina bewirbt sich 1956 in einem unauffälligen Büro in Washington D.C. Es ist die Agency, der CIA. Hinter den Schreibmaschinen  sitzen Frauen, die die beste Schulbildung genossen und studiert haben. Die Älteren von ihnen waren im 2. Weltkrieg. Jetzt werden sie nur noch als Stenotypistinnen gebraucht.  Irina ist die Tochter russischer Einwanderer. Ihr Vater es nie nach Amerika geschafft. Irina möchte es weit bringen. Deshalb ist sie  sofort bereit, sich in der Agency abends nach der offiziellen Arbeit für die Aktion „AEDINOSAUR“ ausbilden zu lassen …

Es ist eine seltsame Zeit. Die Frauen agieren im Hintergrund, haben aber alle Fäden in der Hand. Am Ende kassieren die Männer den Ruhm. Dafür sind sie zu wirklich jeder Schandtat bereit. Das Bild spiegeln auch die Mitarbeiterinnen der CIA wieder. Schon Olga stand hinter Pasternak und versucht nach allen Seiten zu vermitteln. Sie weiß, wenn sein Buch gegen den Willen der UDSSR veröffentlicht wird, ist es nicht mit einem Aufenthalt im Gulag getan.
Olga kommt von vorne herein als eigenwillige Frau rüber. Um Pasternak zu schützen geht sie in den Gulag. Sie verlangt nicht, dass es sie heiratet. Aber sie fordert seine Unterstützung ein. Sie polarisiert und fordert heraus.
Irina hat den Job als Stenotypistin. Sie wirkt eher unauffällig, will nichts besonderes sein.
Das ihre Vorgesetzten sie als Spionin einsetzen, gefällt ihr gut. Dann findet sie in der Agency ihre große Liebe.
Lara Prescott zeigt auch Pasternak in einem anderen Licht. Für ihn steht sein Werk an erster Stelle. Dafür verprellt er auch Menschen, die ihm wohlgesonnen sind. Er sucht immer den Weg des geringsten Widerstands. Olga erkennt nach und nach an welch privilegierter Stelle er in Stalins UDSSR steht.
Die Autorin versteht es den Wettlauf zwischen UDSSR und USA um technische Errungenschaften, sowie die angespannte politische Situation auf den Punkt zu bringen. Dies zusammen mit den Liebesgeschichten macht das Buch zu etwas Besonderem.