Rezension

Alles Wasser auf der Erde

Vielleicht auf einem anderen Stern - Karen Raney

Vielleicht auf einem anderen Stern
von Karen Raney

Bewertet mit 4 Sternen

Madeline Rose Wakefield ist erst 16 Jahre alt, als sie eine schlimme Diagnose verkraften muss. Die Teenager leidet an Blutkrebs. Obwohl ihre Mutter Eve (43) sie mit viel Liebe erzogen hat und auch ihre Großeltern ihr in der schwierigen Zeit beistehen, ist da eine langgehegte Sehnsucht, die Maddy sehr beschäftigt. Ihren leiblichen Vater Antonio, einen gebürtigen Spanier, hat die Schülerin noch nie in ihrem Leben getroffen. Zwischen den Chemotherapien macht sie sich auf die Suche nach dem Wissenschaftler und nimmt den Kontakt zu ihrem lange vermissten Elternteil auf – hinter dem Rücken ihrer Mutter…

„Vielleicht auf einem anderen Stern“ ist der Debütroman von Karen Raney.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive abwechselnd aus der Sicht von Eve und Maddy, wobei 23 Kapitel auf die Mutter und 16 Kapitel auf die Tochter entfallen. Der Roman endet mit einem Epilog. Eingestreut sind mehrere E-Mails. Dieser Aufbau funktioniert ganz gut.

Mit dem Schreibstil hatte ich einige Schwierigkeiten. Er ist einerseits durch viel wörtliche Rede anschaulich und lebhaft und verwendet viele starke Bilder. Zudem wird sprachlich zwischen den beiden Protagonistinnen ausreichend differenziert. Anderseits ist der Stil oft zu detailliert und ausschweifend, wodurch sich der Fokus immer wieder verliert. Erschwerend kommt hinzu, dass eine stellenweise etwas holprige Übersetzung und etliche vom Korrektorat übersehene Fehler den Lesefluss zusätzlich hemmen.

Sowohl Maddy als auch Eve sind durchweg authentische, wenn auch nicht rundum sympathische Charaktere. Ihre Gedanke und Gefühle werden sehr gut deutlich. Auch die Nebenfiguren wirken glaubhaft und interessant.

Eine Stärke des Romans ist sein Tiefgang, der auf klugen Beobachtungen und vielen Denkansätzen beruht. So wird zum Beispiel die Frage nach dem Leben nach dem Tod ebenso aufgeworfen wie die nach einer Lösung der Klimakatastrophe. Inhaltlich ist die Geschichte sehr vielschichtig. Es geht um weitaus mehr als nur Maddys Krankheit und den Umgang damit.

Trotz der traurigen Grundthematik konnte mich die Geschichte weniger stark berühren als erhofft. Zwar gibt es immer wieder durchaus bewegende Momente. Doch ausführlich geschilderte Nebensächlichkeiten und einige inhaltliche Wiederholungen führen zu langatmigen Passagen. Darüber hinaus tritt die Handlung zum Teil auf der Stelle.

Das Cover schaut ganz ansprechend aus, lässt aber keinen inhaltlichen Bezug erkennen. Auch der deutsche Titel erschließt sich mir leider nicht und ist deutlich weniger passend als das amerikanische Original („All the Water in the World“).

Mein Fazit:
Mit „Vielleicht auf einem anderen Stern“ schöpft Karen Raney leider nicht das ganze Potenzial der Geschichte aus. Allerdings ist der Roman überraschend vielfältig und tiefgründig, sodass ich mich im Großen und Ganzen dennoch gut unterhalten gefühlt habe.