Rezension

Alles: Wow! Ende: Huch?

Der Distelfink
von Donna Tartt

Bewertet mit 4 Sternen

Theo Decker überlebt einen Bombenanschlag in einem Museum. Seine Mutter überlebt es leider nicht. Dieses schicksalhafte Ereignis ist fortan prägend für sein Leben. Donna Tart beschreibt sehr einfühlsam einen gewaltigen Lebensabschnitt eines Protagonisten, der mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Der Bombenanschlag prägt ihn so sehr, dass er ihn nie ganz überwindet. Schuld daran ist möglicherweise Der Distelfink. Ein Gemälde, das er aus dem Museum hat mitgehen lassen und das seine Mutter kurz vor ihrem Tod bewunderte. Man verfolgt in diesem Roman das Leben eines Protagonisten, der immer und sachte auf die schiefe Bahn gerät.

Der Schreibstil der Autorin ist fast überwältigend. Er ist detailiert, ausführlich und eher sachlich. Dennoch schafft sie es eine spannende Geschichte zu schreiben, in der man sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann. Die vielen wunderbaren Details öden keineswegs an, im Gegenteil! Die Geschichte wirkt sehr lebendig, sodass man ganz schnell in die Geschichten hineingesogen wird. Vielleicht sollte man sagen, dass dieses Buch wirklich kein Pageturner ist. Die Autorin verzichtet auf fiese Cliffhanger und schafft es trotzdem den Leser über 1.000 Seiten hinweg bei Stange zu halten. Man bleibt interessiert bei der Lektüre, einfach weil dieses Buch ein tolles Leseerlebnis liefert.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Jeder einzelne hatte in meinem Kopf Gestalt angenommen. Überrascht hat mich teilweise die Entwicklungen einzelner Charaktere, wobei die Autorin nicht auf Stereotypen verzichtet. Wobei dies kaum auffällt, da sie sehr lebendig erscheinen. Jede einzelne Figur spielt eine Rolle und gibt einen bestimmten Typ unserer Gesellschaft wieder. Donna Tart behandelt viele verschiedene Themen in ihrem Roman, die sie gelungen zu einer ganzen Geschichte vereint.

Leider muss ich sagen, dass das Ende mich nicht vom Hocker. Ich war überrascht, wie die Geschichte ihren Abschluss fand. Und das nicht wirklich im positiven Sinne. Die Autorin baut gegen Ende enorme Spannung auf, die abrupt sein jähes Ende findet und man erfährt den wirklich spannenden Teil als kurze Zusammenfassung. Was hat sie sich dabei gedacht? War das Absicht? Warum?

Zusammengefasst ist der Roman jedoch in sich stimmig. Es werden dem Leser eine Vielfalt an Themen geboten (Verlust, Drogen, Kleinkriminalität, organisiertes Verbrechen, unerwiderte Lieb, Freundschaft, Familie). Tragödien kommen dabei nicht zu kurz. Allem in allem ist es eine unterhaltsame Lektüre, bei der sich die 1.000 Seiten lohnen.

Kommentare

katzenminze kommentierte am 23. November 2017 um 19:52

Ja, das Ende, gell? Ich hab's geliebt! Ich wollte es nicht weglegen! Die Sprache! <3 Aber das Ende war irgendwie so... unspektakulär? Ich weiß auch nicht. Dein Titel trifft's auf jeden Fall! ;)