Rezension

Alltag in Atelier für psychisch erkrankte Künstler

Tagebuchblätter 2013-2018 - Armin Pangerl

Tagebuchblätter 2013-2018
von Armin Pangerl

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch "Tagebuchblätter 2013-2018" von Armin Pangerl ist ein Selfpublishing Buch und 232 Seiten lang.
Das Werk gibt es als Softcoverbuch und Ebook.

In der Softcoverausgabe hat es eine mittlere Qualität mit schönen dicken Leseseiten und großer Schrift. Die Tagebuchaufzeichnungen sind ordentlich mit Datum gegliedert.

Armin Pangerl ist freier Künstler im Atelier Lahr. Er hat bereits drei Krebserkrankungen durchlebt und einige Psychosen, in der er sogar zeitweise als Obdachloser lebte. Im Atelier Lahr engagiert er sich seit jeher. Dies ist eine Ateliergemeinschaft von psychisch erkrankten Künstlern. Seine Tagebuchaufzeichnungen berichten aus dem Alltag der Künstlergemeinschaft und sind all den psychisch Erkrankten gewidmet die in dieser Zeit durch Alter, Erkrankung und Suizid starben.

Zitat: "Der Krebs frisst uns alle. Ich fühle mich schwach und ausgebrannt. Aber ich bin nicht wichtig. Das Projekt ist es und die Teilnehmer."

Die Tagebuchblätter schenken einen rohen, unverfälschten Blick des Künstlers. Er schreibt über sein Befinden, seine Erlebnisse, die Menschen in seiner Umgebung, über das Atelier und die Gesellschaft. Man erfährt viel Persönliches und wer seinen Lebenslauf kennt, der kann sich bei Ungereimtheiten trotzdem ein Bild machen. Wenn es ihm zB in seinen Aufzeichnungen sehr schlecht geht oder er wieder einmal zum Arzt muss, dann hat dies sicherlich mit seinen Krebsvorerkrankungen zu tun. Armin Pangerl hatte einen unglaublich schweren Weg, dass kommt auch in seinen Tagebuchaufzeichnungen ans Licht. Trotzdem beschäftigte und beschäftigt er sich auch sehr mit den Menschen in seiner Umgebung und ist auch für Diese eine große Stütze. Authentisch spiegelt das Buch zudem die Zeit in die er lebt, die Gedankengänge und aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen Werte und Normen. Somit bietet das Tagebuch auch einen Blick auf das Zeitgeschehen und hat sicherlich auch einen historischen Wert. Teilweise lässt das Tagebuch mich schmunzeln, wenn Armin Pangerl berichtet was er so leckeres gekocht und gegessen hat, aber dann weht auch wieder Melancholie in seinen Worten wenn er über Ängste und Sorgen spricht und manchmal auch über die Welt wütend ist oder die Finanzen drücken. Ich find es toll wie er das Atelier, die Menschen und sich selbst in diesen Aufzeichnungen verewigt. Durch seine Medikation, die notwendig ist damit er in keine Psychose mehr rutscht und durch die vielen Schmerzmedikamente, kann er sich nicht so emotional und sensibel ausdrücken, weshalb die Aufzeichnungen sachlicher sind, als man sich als Leser wünschen würde. Dennoch gehen einem die vielen Suizide, Tode und die thematisierte Schmerzmittelabhängigkeit nahe. Der Alltag mit oder ohne Betreuung, mit Menschen die psychisch erkrankt sind in einem therapeutischen und künstlerischen Atelier wird sehr gut widergegeben und verdeutlicht. Ich kann mir das Kommen und Gehen und die vielen großen und kleinen Probleme bis hin zu extremen Schicksalsschlägen sehr gut vorstellen. Das kommt beim Leser auch sehr gut an.

Zitat: "Das Schlimme ist das Vergessen. Das wir die Leute vergessen. Und noch viel Schlimmer ist die Todesart wie die Leute sich umbringen."

Er ist ein außergewöhnlicher Künstler und Mensch und wer ihn kennenlernen möchte, sollte sich das Werk unbedingt zulegen.

Fazit: Die Tagebuchblätter schenken einen rohen, unverfälschten Blick des Künstlers auf die Welt. Sie geben sein Leben und den Alltag in dem Atelier Lahr für psychisch erkrankte Künstler sehr gut wieder. Armin Pangerl hat sich und die Ateliergemeinschaft mit diesem Tagebuch für immer verewigt und ein Andenken an die zu früh verstorbenen geschaffen. Außerordentliche Leseempfehlung!