Rezension

Als Buch zum Film wohl ganz gut

Das Labyrinth des Fauns
von Cornelia Funke Guillermo Del Toro

Bewertet mit 4 Sternen

Cornelia Funke ist unbestreitbar die Queen der (deutschen) Jugendfantasy. Und schreiben kann sie, aber mal sowas von! Das stellt sie auch in 'Das Labyrinth des Fauns' eindrucksvoll unter Beweis, ein Buch, das ihr selbst wohl ganz besonders am Herzen liegt. Dass sie den Film von Guillermo del Toro auf dessen Bitte hin in eine Romanfassung bringen sollte, war für sie, die diesen Film liebte, eine besondere Ehre. Aber hat es sie vielleicht zu sehr eingeschüchtert?

Funke hat an der Handlung um 'Pans Labyrinth' wohl nichts geändert und die Dialoge teils sogar wortwörtlich übernommen. Ihre Schilderungen sind eindrucksvoll, eindringlich und mystisch - faszinierend, wie man es von ihr gewohnt ist. Überzeugend geschrieben. Um der Geschichte etwas mehr Fülle zu geben hat Cornelia Funke 10 Kurzgeschichten - Märchenfragmente - ergänzt, die allerdings unabhängig von der Handlung des Romans sind und auch nicht wirklich in diesen integriert werden und isoliert dastehen. Diese Fragmente verleihen den in der Handlung auftauchenden Gegenständen und Personen etwas mehr Background und machen für mich den besonderen Reiz des Buches aus, schaffen sie es nämlich, den Rahmen der Geschichte über mehrere Generationen zu erweitern, den fantastischen Aspekt deutlich zu verstärken und neue Querverbindungen zwischen den Charakteren zu weben. Leider werfen sie auch viele zusätzliche Fragen auf, die die Handlung des Films übersteigen und deshalb unbeantwortet bleiben. 

Pans Labyrinth/Das Labyrinth des Fauns erzählt von der 13jährigen Ofelia, die 1944 mit ihrer hochschwangeren Mutter zu ihrem Stiefvater in eine alte Mühle im Bergland Nordspaniens ziehen. Der dem Franco-Regime angehörige, grausame und extrem brutale Hauptmann Vidal ist dort mit seiner Truppe stationiert und bekämpft die in den umliegenden Wäldern versteckten Partisanen. Zusätzlich (oder als Alternative?) zu dem beängstigenden Alltag um sie herum, in dem es auch ihrer Mutter zunehmend schlechter geht, trifft Ofelia auf diverse fantastische Geschöpfe, allem voran einen Faun, der ihr in Aussicht stellt, ihren angeblich rechtmäßigen Platz als Prinzessin in einem magischen Reich unter der Erde antreten zu können, wenn sie drei Aufgaben erfüllt, die er ihr stellt. 

Die Frage, ob Ofelias Erlebnisse real oder Einbildung, als Flucht vor der Grausamkeit um sie herum, sind - beantwortet weder der Film noch das Buch eindeutig und beide wollen es auch gar nicht. Das bleibt dem Leser/Zuschauer überlassen und macht ja auch gerade einen Reiz dieser Art der Erzählung aus, bei der der Konsument auf die Suche nach Anhaltspunkten für die ein oder andere Sichtweise gehen kann. Man muss aber damit rechnen, teilweise ratlos von der Lektüre zurückgelassen zu werden. 

Als Buch zum Film ist 'Das Labyrinth des Fauns' daher sicher eine lohnende Ergänzung, da der Geschichte durch das (wenn auch sparsame) Zusatzmaterial von Cornelia Funke etwas mehr Tiefe verliehen wird und sie einfach herausragend erzählt wird. Jedoch darf man nicht mit der Erwartung an einen 'abgeschlossenen' Fantasy- oder gar Jugendroman an dieses Buch herangehen, denn dann wird man unbefriedigt zurückgelassen oder ob der teilweise extrem brutalen Schilderungen überrascht.