Rezension

Als Freiwillige Helferin in einem Gepardenschutz-Projekt in Namibia

Gepardensommer
von Katja Brandis

Bewertet mit 5 Sternen

Lillys kombiniertes Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk ist eine Überraschung. Sie erhält einen Gutschein für einen vierwöchigen Aufenthalt in einem Gepardenschutzprojekt in der Nähe von Otjiwarongo/Namibia. In einem Tierarzthaushalt aufgewachsen inmitten einer Menagerie von Hunden, einem Papagei und einem Pferd, das sein Gnadenbrot erhält, macht sich Lilly über die Haltung von Raubkatzen zur baldigen Auswilderung keine Illusionen. Arbeit mit Raubtieren in einer Auffangstation hat nichts Romantisches. Sie besteht hauptsächlich aus zerkratzten Armen, zerissenen Klamotten und dem Sauberhalten der Gehege. Mit dem Cheeta-Projekt hat sich dessen Geschäftsführerin statt ihrer Midlife-Krise einen Traum erfüllt. Sie ist allerdings realistisch genug, vorher Wildtier-Biologie zu studieren und einen Tierarzt für ihr Projekt anzustellen. Lilly findet sich gut in das überschaubare Team der Geparden-Farm ein. Weil Lilly Erfahrungen aus der väterlichen Praxis mitbringt, wird sie sofort für alle Arbeiten eingeteilt, nicht allein für die schweißtreibenden und schmutzigen. Ein kleines Team bedeutet große Verantwortung für jeden, rührende Begegnungen mit mutterlosen Jungtieren, aber auch ein gesteigertes Risiko für Zickereien unter den freiwilligen Helfern auf der Farm. Als Lilly sich in Erik, den Sohn des Nachbar-Farmers verliebt, bekommt sie augenblicklich die Nachteile des engen Zusammenlebens zu spüren, wenn alle sofort alles über die anderen erfahren und man auf peinliche Weise im Mittelpunkt von Klatsch und Eifersüchteleien steht. Lillys zarte Liebe zu Erik und eine krimireife Rettungsaktion illegal gehandelter Geparden stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Trotzdem hat Lilly ausreichend Gelegenheit durch den Kontakt zu Erik zu erkennen, dass Natur- und Tierschutz Interessen sind, die sich nur der leisten kann, der die Chance hat, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ein wichtiger Teil des Geparden-Projekts ist deshalb die Arbeit mit Schulklassen (die Farmer von morgen) und eine Kampagne, die die Viehzüchter in der Region unterstützen will, durch Hütehunde und wachsame Esel ihre Jungtiere und Herden zu schützen, so dass erst gar keine Konflikte zwischen den Interessen der Farmer und der frei lebenden Raubkatzen entstehen.

Katja Brandis ausgezeichnet recherchierter Jugendroman in Ichform gewinnt durch die selbstironische Art ihrer Hauptfigur, für die vor ihrer Namibia-Reise Jungen noch kein Thema waren. Die Spannung, wie Lilly bei ihrem ersten Date mit Erik das Gespräch weg von Mopane-Würmern zu den wichtigen Dingen des Lebens bringen wird, lässt einen beim Lesen zwischen Lachen und Mitleid schwanken. Aber auch die charakteristischen Gerüche und Töne des südlichen Afrika schildert die Autorin treffend und frei von Sonnenuntergangs-Pathos.

 

ab 12 Jahre