Rezension

Als Hätte American McGee ein Buch geschrieben

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland - Christina Henry

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
von Christina Henry

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Buch lag eines Tages überraschenderweise in meinem Briefkasten. Und wisst ihr was? Ich liebe Überraschungen, umso mehr, wenn sich das unverhoffte Buch, dann auch noch als richtig gut entpuppt.

Als Hätte American McGee ein Buch geschrieben
Mit Die Chroniken von Alice räumt Autorin Christina Henry auf mit den zuckersüßen kunterbunte Welt Wunderland. Statt Abenteuer und herzlicher Schrulligkeit gibt es Blut, Gewalt und Wahnsinn.
Die Idee die Vorlage von Lewis Carroll ins Düstere abdriften zu lassen, ist bei weitem nichts Neues, dennoch übt es weiterhin einen unwiderstehlichen Reiz aus.

Der Anfang dieses Buches erinnerte mich stark an American McGee's Meisterwerk Alice: Madness Returns in beiden Fällen beginnt die Geschichte damit, dass Alice in einem Irrenhaus eingesperrt ist. Danach entfaltet sich aber glücklicherweise Henrys Geschichte ganz individuell. Dennoch, der Grundton ist bei beiden derselbe und wer Spaß daran hatte in Madness Returns das albtraumhafte Wunderland zu erkunden, dem werden die Chroniken von Alice mit Sicherheit auch gefallen.
Das finstere Wunderland zeiht aber auch jene, die das Spiel nicht kennen schnell ins einen Bann. Wir treffen bekannte Charaktere, wie die Grinsekatze, das Kaninchen, Zimmermann und Walross oder die Raupe, allerdings bis ins Groteske verdreht.  Ich fand es hervorragend, wie die Autorin die bekannten Elemente nutzt, um die tiefsten Abgründe der Menschen aufzuzeigen. Dieses Buch ist sicher nichts für schwache Nerven, aber gerade deswegen auch so gut.

Der Showdown, der kein Showdown ist
Für die volle Punktzahl hat es aber dann leider doch nicht ganz gereicht. Das lag in erster Linie daran, dass mir vieles für Alice und Hatcher zu leicht ging. Sie stoßen auf unglaubliche Grausamkeit und treffen allerhand gruslige Charaktere doch alle Schwierigkeiten, werden entweder ohne großen Kraftakt überwunden, oder der "Böse" rückt, das, was sie haben wollen, einfach von sich aus raus. Auch die Begegnung mit dem Kaninchen, auf die das ganze Buch hinausarbeitet stellte sich im Nachhinein als wenig spektakulär raus, ebenso der finale Showdown, der diesen Namen letztendlich gar nicht verdient, ging er doch nicht mal 2 Seiten lang. Hier wurde leider viel Potenzial verschenkt.

Fazit:
Die Chroniken von Alice: Finsternis im Wunderland nimmt seinen Titel wortwörtlich. Ein düsteres und brutaleres Wunderland hat man zuvor noch nicht gesehen. Hinter jede Ecke wartet das Groteske, warten Abgründe und Schrecken und ziehen den Leser in ihren Bann. Trotz dieser immerwährenden Gefahr, wird es den Protagonisten aber zu leicht gemacht. Das ist aber nur ein kleines Manko z einem ansonsten großartigen Buch.