Rezension

Als sie geht

Die Geheimnisse meiner Mutter - Jessie Burton

Die Geheimnisse meiner Mutter
von Jessie Burton

Bewertet mit 4 Sternen

Rose Simmons ist 34 Jahre alt. Sie arbeitet in einem kleinen Londoner Café, ihre langjährige Beziehung zu Joe steht auf der Kippe, ihr Vater Matt hat gerade eine Krebserkrankung überstanden. Eines Tages krempelt sie ihr Leben völlig um und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter Elise, die verschwand, als Rose noch ein Baby war. So trifft Rose auf Constance Holden, einst gefeierte Schriftstellerin, die mit Elise vor Roses Geburt eine Liebesbeziehung hatte und seit Elises Verschwinden kein Buch mehr veröffentlichte.

„Ich war vierzehn, als ich meine Mutter umbrachte. Bis dahin hatte ich sie immer in den Kulissen versteckt gehalten, wo sie interessantere Dinge trieb als alle anderen Mütter und nur darauf wartete, auf mein Stichwort hin in mein Leben zu treten.“ Rose weiß sehr lange nichts über ihre Mutter. Von ihrem Vater erfährt sie erst als Erwachsene mehr über Elise. Aus ihrer Begegnung mit Constance schöpft Rose die Kraft, ihr eigenes Leben zu verändern.

Es ist kein neues Thema, das die Englische Autorin Jessie Burton in ihrem Roman „Die Geheimnisse meiner Mutter“ aufgreift. Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo möchte ich hin? Sie erzählt Roses und Elises Geschichte in zwei Erzählsträngen. Während gegenwärtig Rose auf der Suche nach der Mutter immer mehr zu sich selber findet, lernen wir die junge Elise kennen, die Ende der 70er, Anfang der 80er mit Constance liiert war. Erfahren, wie sie auf Matt trifft, und wie sie an ihrer Mutterrolle scheitert. Der stetige Wechsel der Perspektive, von der Ich-erzählenden Rose zu der auktorial erzählten Geschichte Elises, erzeugt einen feinen Spannungsbogen, Jessie Burtons leichtfüßige Sprache macht den Roman zur angenehmen Unterhaltungslektüre.

„Wenn Sie einen geliebten Menschen verlassen, gehen Sie immer in Richtung der Person, die Sie wirklich sind.“, sagt Constance zu Rose. In welche Richtung ein Weg führt, von dem man weder Anfang noch Ziel kennt, kann sich zum Ende, als sie geht, jeder für sich überlegen.