Rezension

Als Weiterführung in das Thema geeignet!

Hochsensible im Beruf - Brigitte Schorr

Hochsensible im Beruf
von Brigitte Schorr

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext: Menschen mit hochsensibler Begabung sehen, hören und spüren mehr als andere und sind mit einer Flut von Informationen, Emotionen und Reizen konfrontiert. Im Leben und im Beruf sind sie einem wahren Feuerwerk an Empfindungen ausgesetzt, die verarbeitet werden müssen: Hintergrundgeräusche im Büro, grelles Licht, angespannte Situationen mit den Kollegen oder dem Vorgesetzten, Stress und Hektik, Sinnfragen im Beruf - alles wird in besonders hohem Maße wahrgenommen. Brigitte Küster (ehem. Schorr), eine führende Expertin im deutschsprachigen Raum zum Thema, zeigt, was Hochsensibilität ausmacht und wie Menschen mit dieser Begabung im Beruf leben und aufblühen können. Dabei ist eines besonders wichtig: Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eines der am meisten unterschätzten Potenziale! Die Autorin: Brigitte Küster (ehemals Schorr) ist seit 15 Jahren in eigener Beratungspraxis im St. Galler Rheintal tätig. Sie ist psychologische Beratern, Erwachsenenbildnerin, Traumabegleiterin nach Peter Levine und in der Ausbildung zur Poesie- und Bibliotherapeutin. Sie studierte soziale Verhaltenswissenschaften, Soziologie und Erziehungswissenschaften und hat sich in ihrer Arbeit seit 9 Jahren auf das Thema Hochsensibilität spezialisiert. Mittlerweile hat sie drei Bücher zum Thema geschrieben (die alle unter ihrem alten Namen Brigitte Schorr erschienen sind) und sie ist Gründerin und Leiterin des Institutes für Hochsensibilität, Altstätten SG in der Schweiz. Ihre Tätigkeit umfasst Einzelberatungen zum Thema Hochsensibilität, Begleitung von Menschen mit traumatischen Erfahrungen, Kurse und Vorträge in der ganzen Deutschschweiz, Liechtenstein, Deutschland und Österreich. Sie befindet sich ständig in Weiterbildungen, schaut in andere Wissensbereiche hinein, vernetzt sich mit weiteren Fachleuten, immer in dem Bemühen, ihr Wissen nutzbringend und sinnvoll für hochsensible Menschen aufzubereiten. Da sie selbst hochsensibel ist, kann sie auch aus dem eigenen Erleben heraus Hochsensible verständnisvoll begleiten und unterstützen. Ein besonderes Anliegen ist es ihr, die Veranlagung der Hochsensibilität als Gabe und Potential zu betrachten, durch Lebenserfahrungen angesammelten traumatischen Stress abzubauen und die Ressourcen jedes Betroffenen sicht- und spürbar werden zu lassen. Dadurch wird mehr Lebensenergie zurück gewonnen, zum Wohle des eigenen Lebens, der Familie und des sozialen Umfelds, aber auch zum Wohle der Gesellschaft.

Bewertung:
Das Cover ist irgendwie niedlich passend! Diese speziellen Menschen werden ja gerne verniedlicht als "Weicheier" deklariert. Die feinen Zeichnungen und Farben passen hervorragend zum Thema. Faszinierend finde ich, dass die Autorin ein Eichhörnchen gewählt hat- alleine da sieht man schon das intensive Auseinandersetzen des Themas. Als erstes kommt man gewöhnlich bei solch einem Thema nicht auf Eichhörnchen. Aber es passt wunderbar inmitten der sanften Zeichnungen. Vor allem, dass das Eichhörnchen und das Blatt, auf dem es sitzt, im Mittelpunkt stehen und nicht das Ganze drumherum...was auch wiederum das Thema zeigt: die Umwelt, die Hochsensible ausblenden müssen, um zu sich selbst zu kommen. Ach, es stecken echt kleine Botschaften im Cover. Ist das von der Autorin so gewollt?

Der Inhaltsaufbau ist chronologisch sinnvoll angelegt und nicht wirr durcheinander. Das finde ich bei Sachbüchern sehr hilfreich und auch wichtig. Der Schreibstil der Autorin ist für mich persönlich flüssig und verständlich. Es gab ganz wenige Sätze, die ich inhaltlich nicht verstanden habe, der Rest ist klar niedergeschrieben.
Ich könnte im Prinzip einen Aufsatz über das Buch schrieben, da ich viel daraus rausschrieben und für mich interpretieren konnte. Toll finde ich zusätzlich die Literaturempfehlungen und die Weblinks zur Weiterrecherche.

Besonders auf folgendes möchte ich eingehen: "Untersuchungen haben gezeigt, dass hochsensible Menschen besonders stark von einem liebevollen und förderlichen Umfeld profitieren. Die Veranlagung der Hochsensibilität bedeutet also nicht automatisch, dass man Schwierigkeiten haben wird." (Seite 14) Leider stimmt das nicht! Wenn ich nur das Faktische an sich sehe, dann kann ich dem zustimmen. Allerdings sprechen wir hier von einer Gesellschaft. Und diese Gesellschaft bringt automatisch Probleme mit sich, wenn man hochsensibel ist. Das ist ja das Dilema! Statt eine Bereicherung wird es zum Problem. Allein das Faktische an sich zu betrachten ist nur die halbe Wahrheit. Ich konnte mich im vielen wiederfinden und in einigem gar nicht oder anders- was ja daran liegt, dass wir alle verschiedene Persönlichkeiten mit eigenen Merkmalen sind. das Buch ist ein Anreiz, diese zu ergründen.

Etwas unglücklich finde ich den Titel, der meiner Ansicht nach nicht zum Gesamtkonzept des Buches passt. Das Buch wirkt eher wie ein Aufklärungslexikon in verschiedenen Bereichen, nicht nur auf den Beruf. Dieser Bereich ist eher etwas kurz gekommen. Daher habe ich was ganz anderes im Inhalt erwartet. Mir gefällt aber, dass es nicht auf den Beruf allein abzielt, sondern viele Bereiche des Lebens abdeckt und Perspektiven bietet. Die Anregungen in Form von Übungen sind nahezu nicht enthalten bzw. sehr wenig vorhanden. Als richtiges Übungsbuch ist es daher nicht gedacht, wie ich finde.

Die Autorin weiß, worüber sie schreibt, nicht nur aus persönlichen Erfahrungen, sondern auch wissenschaftlich gesehen. Das bietet nochmal eine etwas fachliche Sicht auf das Ganze, was sich mit dem psychologischen Anteil bestens verbindet. Die kleinen Zeichnungen- getreu dem Cover- im Buch finde ich wundervoll und rundet das Buch ab.

Fazit:
Wer erste Einblicke in das Thema Hochsensibilität gewinnen möchte, sollte erst mit einem Buch wie "Ich fühle was, was du nicht fühlst" von GU einsteigen. Dieses ist für Anfänger verständlicher. Für eine "Weiterbildung" empfehle ich dieses Buch, da es auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebaut ist und mit psychologischen Interpretationen zusammenwirkt. Wer Übungen sucht, ist hier auf dem falschen Weg. Ein gelungenes Fachbuch für nicht ganz Fachwortbeständige mit verständlichem Inhalt und Erkenntnissen.