Rezension

Altbekannte Weisheiten in einen klischeehaften, oberflächlichen Roman eingebaut

Das Buch eines Sommers
von Bas Kast

Bewertet mit 2 Sternen

"Finde dich selbst, lebe deine Träume" – altbekannte Weisheiten in einem oberflächlichen Roman mit vielen Klischees

Man nehme: ein paar kluge Gedanken zur Selbstfindung und Achtsamkeit, altbekannte Weisheiten, ein paar Geschichten, die man aus dem Internet kennt und mische sie in einen Roman um einen Mann, der seine Träume vergessen hat, der sich aus der beruflichen Tretmühle befreien und erkennen muss, was im Leben wirklich zählt.

Von diesem klischeehaften Roman bin ich ziemlich enttäuscht.

Nach dem Abitur ist für Nicolas alles in der Schwebe, besonders weil er großen Liebeskummer hat. Sein großes Vorbild ist sein liebevoller Onkel Valentin, ein erfolgreicher Schriftsteller, der ihn eine Weile unter seine Fittiche nimmt. - Als wir Nicolas 'wiedertreffen', ist er erfolgreich, allerdings auf einem ganz anderen Gebiet. Er hat die Firma seines Vaters übernommen, ist dabei ein Medikament zu entwickeln und weiß vor lauter Stress nicht mehr ein noch aus. Darunter leiden seine Frau und sein kleiner Sohn. Erst als Onkel Valentin stirbt und ihm seine Villa in Italien vererbt, hält Nicolas inne.

Wird er erkennen, dass er so nicht weiterleben kann, dass er seine Träume verraten hat, dass er seine Familie vernachlässigt? Im Traum begegnet ihm der geheimnisvolle Christopher, mit dem er tiefschürfende Gespräche führt. Für mich haben diese Lebensweisheiten, die dabei zutage treten, allerdings keinen Neuigkeitswert. Es sind die altbekannten Dinge: achtsam leben, erkennen, wer man ist – fragt sich bloß wie.

Klar, das Buch sollte kein Lebenshilfebuch sein, aber es ist auch kein richtiger Roman. Dafür ist die Handlung ohne Spannungsboge, sind die Personen ohne Tiefe. Das Verhalten von Nicolas Frau empfinde ich sogar als unrealistisch.

Was mich sehr gestört hat: dass das Klischeehafte auch in der Sprache zum Ausdruck kommt: nicht nur die gehäufte Benutzung des Füllwörtchens 'halt' (19 u., 37 Mi., 61 Mi, 130,...) - das kann ich 'halt' schlecht ertragen - sondern auch das girliehafte 'süß': Unser Junge sah süß aus (94), ein echt süßes Kindermärchen (147), zwei süße kleine Mädchen (161). Mich schaudert.

Kurz und gut: mir scheint, dass der Autor Lebensweisheiten und belehrende Geschichten, wie man leben soll, wie man sich erkennen soll, in eine oberflächliche Romanhandlung verpackt hat, wo es von Klischees nur so wimmelt.