Rezension

Alte Freunde

Ein Wochenende - Charlotte Wood

Ein Wochenende
von Charlotte Wood

Bewertet mit 4 Sternen

Vier Australierinnen sind seit Jahrzehnten miteinander befreundet, und inzwischen sind sie alle in ihren 70ern als eine von ihnen stirbt. Sylvie war ein bisschen die Ausgleichende zwischen den doch sehr unterschiedlichen Charakteren. Sie hatte sich gewünscht, dass sich die Frauen in ihrem Ferienhaus an der Küste treffen sollten, um sich aus ihren Sachen vielleicht noch etwas herauszusuchen, bevor es von Sylvie's Tochter verkauft werden würde. Jude, Adele und Wendy sollen auch gründlich auszumisten. Die an ein Kammerspiel erinnernde Erzählung spielt an Weihnachten und ist in Australien ein sehr heiße Zeit. Ich habe es eigentlich von Sylvie's Tochter ein bisschen als Zumutung empfunden, 3 alte Damen an Weihnachten das Haus entrümpeln zu lassen.

Schon die Anreise gestaltet sich schwierig. Die penible Jude ist als erstes da, während Wendy die mit ihrem alterschwachen Hund anreist noch eine Autopanne hat und Adele sich erwartungsgemäß mit dem Zug als letzte einfindet. Die Charaktere werden von Charlotte Wood sehr ausführlich beschrieben, indem sie ständig die Perspektive wechselt und damit  immer wieder von der Eigenbetrachtung wechselt auf die Sicht der Freundinnen untereinander. So entsteht eine sehr komplexe Charakterstudie, durchaus mit Humor erzählt, die wirklich gnadenlos ins Eingemachte geht. Konflikte brechen auf ,aber genauso ist immer wieder Verständnis füreinander da. Die Frauen sind schließlich seit 40 Jahren miteinander befreundet. Da liebt man sich und kann vieles auch verzeihen. Die Sprache und Erzählweise der Autorin mochte ich sehr. Das Thema Alter und Freundschaft spielt in ihrem Roman eine zentrale Rolle. Gegen Ende häufen sich allerdings die Katastrophen, und auch wenn die letzten Seiten wieder versöhnlicher stimmen, hat das  Ende für mich nicht so richtig gepasst.

Das schmale Buch mit gerade einmal 288 Seiten ist schnell gelesen, erzählt  sehr einfühlsam und voller Tiefe von einem Lebensabschnitt, von dem man sonst eher weniger liest ud hat mich gut unterhalten.