Rezension

Alte Sagen in modernem Anstrich

Mythos - Stephen Fry

Mythos
von Stephen Fry

Bewertet mit 4.5 Sternen

INHALT:

Stephen Fry hat sich die griechischen Göttersagen vorgeknöpft: Grandios und umwerfend komisch!

Zügellosigkeit, Lebenslust, Mord und Totschlag, Triumph und Tragödie: Die griechischen Göttersagen sind wilder und wüster als das Leben selbst und bieten damit alles, was sich Leser wünschen. Die alten Griechen inspirierten unter anderen Shakespeare, Michelangelo, James Joyce und Walt Disney. In Stephen Frys brillanter Nacherzählung erwachen die alten Sagen zu neuem Leben. Wir verlieben uns mit Zeus, sehen die Geburt der Athene, nehmen mit Kronos und Gaia Rache an Uranos, wir weinen mit König Midas und jagen mit der wunderschönen und furchtlosen Artemis. Meisterhaft und in bester Tradition des britischen Humors zeigt uns Stephen Fry die Bedeutung der griechischen Sagen für die Geburt der Literatur.

 

EIGENE MEINUNG:

Wie bei all meinen Rezensionen zu Sachbüchern habe ich auch hier die Original-Inhaltsangabe übernommen. Gerade bei diesem Gerne finde ich es besonders wichtig, dass man das bekommt, was einem die kurze Zusammenfassung verspricht!

 

Das Cover von „Mythos“ ist für mich wirklich etwas Besonderes und sticht aus meinem Bücherregal definitiv hervor. Es ist in einem blendenden Weiß gehalten von dem sich alle Elemente entweder in Gold oder Pink wunderbar abheben. Im Gesamtbild ergibt sich aber ein höchst stimmiger Eindruck! Autor und Untertitel „Was uns die Götter heute sagen wollen“ haben eine klare, einfache Schriftart. Der Titel hingegen ist in historisch anmutenden Lettern gesetzt. Ein Blickfang ist natürlich die Zeichnung des geflügelten, pinken Schweines das sich eben auf dem Sprung durch das „O“ befindet. Für mich ein Ausnahme-Cover, dass mich auch in der Buchhandlung wie magisch angezogen hat!

 

Meine Vorkenntnisse in Sachen „griechische Göttersagen“ basieren vor allem auf Wissen aus der Schule, der ein oder anderen Dokumentation, Serien, Filmen und natürlich Büchern wie „Göttlich“, „Percy Jackson“, etc. Also war ich hier sehr gespannt, wie umfangreich und doch interessant, humorvoll (wie der Klappentext verspricht) und doch spannend, fachlich ansprechend und doch leicht verständlich das Thema verarbeitet wurde. Den Autor kannte ich vor diesem Buch nicht, auch wenn ich im Nachhinein feststellen musste wie viele Filme ich – mit ihm als Schauspieler – bereits gesehen habe!

 

Bereits mein erster Eindruck vom Buch war sehr positiv. Der Schreibstil ist leicht und locker zu lesen und die kurzen Abschnitte laden – auch bei teilweise komplizierteren Zusammenhängen und einer Vielzahl an Namen – zum Weiterlesen ein. Für Zweiteres gibt es im Internet übrigens gute Seiten mit Stammbäumen! ;)

Einige der Geschichten im Buch waren mir bereits in Grundzügen bekannt, vieles hatte ich jedoch noch nie gehört oder die Zusammenhänge waren mir nicht klar. Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich alles behalten und abgespeichert hätte und jetzt jede Familienverbindung aufzählen kann, aber mein grober Überblick hat sich mit der Einteilung in verschiedene Generationen, einigen Familienverhältnissen und vielen neuen Personen erweitert. Einige der Geschichten haben mir dabei klar besser gefallen als Andere, vor allem jene die zum Nachdenken angeregt haben und auch einige Seiten mehr in Anspruch genommen haben. Hier der Aufbau des Buches:

 

Vorwort
Der Beginn. Teil 1

Aus dem Chaos
Die erste Generation
Die zweite Generation

Der Beginn. Teil 2

Kampf der Titanen
Die dritte Generation

Die Spielzeuge des Zeus. Teil 1

Prometheus
Die Bestrafungen
Cupido und Psyche

Die Spielzeuge des Zeus. Teil 2

Sterbliche
Phaethon
Kadmos
Zwiefach geboren

Die Schönen und die Verdammten

Zornige Göttinnen
Der Arzt und die Krähe
Schuld und Sühne
Sisiphos
Hybris
Arachne
Mehr Metamorphosen
Eos und Tithonos
Die Blüte der Jugend
Echo und Narziss
Liebende
Galateias
Arion und der Delphin
Philemon und Baucis oder der Lohn der Gastfreundschaft
Midas

 

Ich habe nur die groben Unterteilungen und ihre Unterthemen genannt. Innerhalb dieser sind wiederum viele kleine Geschichten von versch. Personen erwähnt oder genauer ausgeführt. Eine Besonderheit an dieser Neuinterpretation liegt sicher auch in der modernen Sprache die verwendet wurde und mir viel Freude bereitet hat. Allerdings war ich mir dadurch auch nicht sicher, wie viel Freiheit in der Interpretation der Erzählungen liegt. Dafür mochte ich es wahnsinnig gerne, wenn der Autor Bezüge zu unserer modernen Welt gefunden und die Herkunft heutiger Ausdrücke auf die Sagen von damals zurückgeführt hat. Auch Entstehungsgeschichten, wie z. B. die der Honigbiene, haben mir sehr gut gefallen. Sie sind charmant zu lesen und es zeigt, dass es den Menschen auch damals wichtig war eine Erklärung dafür zu haben, wie Tiere, Berge, Wüsten etc. entstanden sind. Als einige der alten Sagen sich für mich als Grundlagen für Geschichten wie Aschenputtel oder Romeo und Julia heraus gestellt haben war ich hin und weg! Der angekündigte Humor war oft das Tüpfelchen auf dem i – durch humorvolle Anmerkungen oder Dialoge die er den Charakteren in den Mund legt.

 

Im Mittelteil des Buches befinden sich einige Abbildungen von Kunstwerken auf Hochglanzpapier, die sich um die abgedruckten Geschichten drehen. Leider war in den Texten selbst kein Verweis darauf und somit konnte man nicht passend zur jeweiligen Erzählung die Bilder betrachten. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn sie in den Text eingearbeitet gewesen wären. Gerne auch noch mehr davon! An sich waren sie nämlich sehr interessant! Am Ende des Buches finden sich noch einige Anhänge – bei diesen waren in den meisten Fälle Vermerke zu den passenden Teststellen gegeben.

 

Je weiter das Buch fortgeschritten ist, desto weniger von den erwähnten Personen und Geschichten waren mir vorher bekannt. Und leider muss ich auch sagen, dass für mich dann irgendwann der rote Faden verloren ging. Am Anfang war durch den zeitlichen Ablauf, von Generation zu Generation, dieser für mich klar erkennbar. Gegen Ende haben sich einige Erzählungen auch sehr geähnelt, waren arg kurz oder für mich keinen tieferen Sinn mehr besessen. Aber es gab weiterhin tolle Erkenntnisse für mich, in Bezug auf Tiere, Medizin, moderne Serien etc. Außerdem gibt es wohl einen weiteren Band des Autors („Heroes“) zum Thema. Vielleicht finden sich dort die Geschichten von größeren Helden, die mir hier gefehlt haben.

 

FAZIT:

Insgesamt war dieses Buch für mich mehr als lohnend, wenn auch nicht auf einen Rutsch zu lesen. Ich habe viel über die griechischen Götter, ihre Verbindungen zueinander, einen zeitlichen Ablauf, den Ursprung von Begriffen, Märchen und Entstehungsgeschichten gelernt. Mord, Rache, Liebe, Lebenslust, uvm. ist an Bord!

Kommentare

Holger Fischer kommentierte am 23. März 2024 um 13:43

"Die Spielzeuge des Zeus"

Von seiner Amme und Beschützerin Adrasteia bekam Zeus ein ganz besonderes Spielzeug geschenkt, nämlich eine Sphaira. Was eine Sphaira ist? 

"Apollonios von Rhodos berichtet von einem wunderschönen Spielzeug. Demnach machte Adrasteia dem kindlichen Zeus ein Geschenk mit der Bezeichnung "sphaira." Altgriechisch σφαῖρα sphaira = deutsch -> ‚Kugel, kugelrunder Körper, Ball‘."

"Gemäß dem Modell der Phythagoreer, entstehen durch die Bewegung der Sphären himmlische Klänge (Sphärenmusik). Beschrieben werden diese "sphärischen Klänge" als seltsam, eine Art geisterhafte Musik aus dem Äther." ->

https://www.mythologie-antike.com/t1297-nymphe-adrasteia-mythologie-amme...