Rezension

Alte Schuld

Pandora - Liv Amber, Alexander Berg

Pandora
von Liv Amber Alexander Berg

Bewertet mit 4 Sternen

,,Pandora" ist der Beginn einer Krimi-Reihe über die Nachkriegszeit in Berlin.

1948 ist Berlin noch deutlich vom Krieg gezeichnet und die Trennung in Ost- und Westsektor ist nicht nur eine räumliche, sondern auch eine, die die Bevölkerung spaltet. Hans-Joachim Stein kehrt nach 15 Jahren als Ermittler bei Scotland Yard in seine Heimatstadt Berlin zurück. Dort arbeitet er als Kommissar an der neu gegründeten Mordinspektion des Westteils der Stadt. Als ,,Engländer", der den Krieg nicht in Deutschland erlebt hat, dazu immer elegant gekleidet, höflich und attraktiv, begegnen ihm die Kollegen mit Vorurteilen und Misstrauen. Außerdem kommt noch hinzu, dass Hans-Joachim Steins Vater ein hohes Tier bei der Polizeidirektion Ost ist, sodass er zudem noch dem Verdacht ausgesetzt ist, ein Spion seines Vaters zu sein.

Steins erster Fall führt ihn ins Milieu der Prostituierten und der feinen Herren, die die Dienste der Damen in Anspruch nehmen. Ein bekannter Schieberkönig wurde brutal ermordet, kurz darauf passiert ein Mord mit deutlichen Parallelen. Stein und sein etwas hemdsärmeliger Kollege Max Wuttke ermitteln, doch nicht nur Steins Vorgesetzter Krüger versucht, die Ermittlungen zu behindern. Parallel dazu geht Hans-Joachim Stein dem Schicksal von fünf Frauen aus einer psychiatrischen Klinik nach, die offenbar erst nach Kriegsende ermordet wurden. Auch hier werden Steins Ermittlungen vor allem durch seinen Vorgesetzten blockiert, doch das motiviert Stein umso mehr, seine Nachforschungen hartnäckig voranzutreiben.

Als Fremder in seiner Heimatstadt hat Hans-Joachim Steins eine ganz eigene Perspektive auf das Geschehen. Sein Blick ist nicht von alter Schuld und Verstrickung getrübt, aber auch kein Blick des Außenstehenden, des Feindes. Durch seine konfliktreiche Beziehung zu seinem Vater, aber auch seine Schwäche für das weibliche Geschlecht, wird Stein menschlich, sympathisch und nicht allzu sehr als Held dargestellt. Allerdings sind manche Figuren doch sehr schwarz-weiß dargestellt, wie z.B. Steins Vorgesetzter. Auch die Frauen dürfen nur eine eher klischeehafte Rolle spielen. Dennoch ist ,,Pandora" ein interessanter uns spannender Krimi und man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.