Alternative zu klassischen Familien?
Bewertet mit 5 Sternen
Ich muss sagen, das Buch hat mich überrascht.
Aber erst mal von vorne. Das Cover: Sofortige Assoziation mit Goethes Buch Die Wahlverwandtschaften. Kann man bei dem Titel gar nicht anders. Worum es da geht? Ein Ehepaar verliebt sich ausserhalb der Ehe jeweils in eine Person ihres Freundeskreises. Dadurch entsteht natürlich ziemliches Chaos. In diesem Kontext stehen natürlich auch die chemischen Wahlverwandtschaften. Zu Goethes Zeit bezeichnete man die Eigenschaft bestimmter chemischer Elemente, bei der Annäherung anderer Stoffe ihre bestehenden Verbindungen zu lösen und sich mit den neu hinzugekommenen Elementen zu vereinigen als Wahlverwandtschaften.
Somit sind wir schon näher am Stoff des Buches.
Dazu noch die herrliche Farbgebung: türkis für Empathie und Fürsorge, weinrot für Beständigkeit und Zusammensein. Das sind zwar nur Interpretationen, aber die treffen schon auf das Buch zu.
Die WG von Constanze, Jörg, Murat und Anke kann man als Zweckgemeinschaft bezeichnen. Die sich aber entwickelt. Freiwillig und durch tragische Umstände.
Sehr gut gelungen ist die sprachliche Übertragung der WG und ihr funktionieren . Im Buch liest man passagenweise mal von dem einen, mal aus der Sicht einer Kombi von Personen. Jeweils durch Form und Sprache gut abgestimmt auf die Personen.
Rundum gelungen, anrührend und mir persönlich macht es Hoffnung, dass Wohngemeinschaften oder Freundeskreise den Halt bieten werden, den früher die Familie bieten konnte.