Rezension

Am besten alle Erwartungen über Bord werfen und einfach darauf einlassen...

Alles, was ich weiß über die Liebe - Dolly Alderton

Alles, was ich weiß über die Liebe
von Dolly Alderton

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dolly Alderton lässt uns an ihrem Leben teilhaben – an ihren schlechten Dates, ihren fürchterlichsten Partys und daran, wie es ist, erwachsen zu werden.

Dieses Buch gliedert sich meiner Meinung nach in drei Bereiche. Da sind die Teenager- und Feierjahre, aus denen sie uns Anekdoten erzählt. Die habe ich voller Begeisterung gelesen. Denn obwohl ich etwa 20 Jahre älter bin als Dolly Alderton, hat mich vieles an meine Sturm und Drang Zeit erinnert. Einiges wiederum hat mich an meine Nichten und Neffen erinnert. Auch diese haben über das Internet, hier natürlich über ganz Deutschland verteilt, mit Jungen und Mädchen gechattet und sind mit ihnen „gegangen“, obwohl diese viele 100 km entfernt lebten. Es haben sich dann ebenfalls wahre Dramen abgespielt, wenn jemand ein doppeltes Spiel gespielt hat und gleichzeitig mehrere Freunde bzw. Freundinnen hatte im Internet, was regelmäßig aufgeflogen ist. Dabei war man der anderen Person im realen Leben noch nie begegnet und dies würde auch nie passieren. Schließlich waren alle Beteiligten noch keine 14 Jahre alt. Aber für diese Teenager bedeutete das die Welt. Folglich habe ich die Anekdoten begeistert gelesen und auch viel gelacht. Allerdings hat mich immer wieder irritiert, dass die chronologische Reihenfolge der Ereignisse nicht eingehalten wurde. Dolly Alderton springt hier zeitlich immer wieder vor und zurück. Das habe ich als anstrengend empfunden und es hat mir mit der Zeit auch den Spaß am Lesen der ersten Hälfte genommen.

Der zweite Bereich sind Briefe, Einladungen, E-Mails etc. Diese sind teilweise mit anderen Namen unterzeichnet und haben mich die ersten Male ebenfalls verwirrt. Mit der Zeit bin ich zu der Ansicht gelangt, dass es sich dabei um Kolumnen bzw. professionelle Arbeiten der Autorin handelt. Wenn das so ist, hätten sie meiner Meinung nach als solche gekennzeichnet werden sollen. Vielleicht ist das in England, wo Dolly Alderton bekannt ist, von vornherein klar, aber in Deutschland ist sie, denke ich nicht so bekannt, dass dies auf der Hand liegt. Diese für mich professionellen Arbeiten Dolly Aldertons sind mir zu typisch britisch und erinnern mich an Ausschnitte britischer Sitcoms, die ich mal gesehen habe. Sie entsprechen nicht meinem Humor.

Schließlich schlägt das Buch ernstere Töne an, die sehr persönlich und sehr intim sind. Ich selber finde es immer unglaublich beeindruckend, wenn eine Person, ihre Schwächen und Fehler so öffentlich preisgibt. Das ist sehr mutig und nötigt mir Respekt ab. Dieses Buch wird dadurch unglaublich bereichert. Es gibt mir nicht nur ein paar oberflächliche, lustige Anekdoten, sondern ich kann auch sehen, was nach der Feierwut kommt. Dolly Alderton zeigt uns die Leere, den Fall, aber auch, dass es einen Weg aus der Leere raus geben kann. Sie wird erwachsen, entwickelt eine eigene Persönlichkeit und entdeckt die unterschiedlichen Facetten der Liebe.  

Zu Beginn fand ich das Buch lustig, dann mochte ich es nicht, weil ich es zu chaotisch fand. Doch dann hat sich das Buch noch einmal gewandelt und der zweite, ernste Teil hat mir noch wesentlich besser gefallen, als der erste Teil, über den ich lachen konnte. Obwohl das Austoben zu Beginn und das Erwachsen werden natürlich zusammen gehören.