Rezension

Am Ende liegt alles in Scherben

Kampfsterne - Alexa Hennig von Lange

Kampfsterne
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 4 Sternen

Eine heile Welt, die keine ist.

In ihrem Buch Kampfsterne führt Alexa Henning von Lange die Leser in die vermeintlich heile Welt der Bonner Republik in den Achtziger Jahren. Es sind die letzten Jahre der alten Bundesrepublik: Eine Generation, die mit Protestbewegung, Emanzipation der Frauen und Wohlstand aufgewachsen ist, ist nun in der Familienphase angekommen. Die Protagonisten sind im bürgerlichen Milieu angesiedelt, in dem die Gärten gepflegt sind und die Kinder mit Musikunterricht und Intelligenztests aufwachsen. 
Doch irgendwas stimmt nicht in den drei von Alexa Henning von Lange porträtierten Familien. Die Erzählperspektiven wechseln in jedem Kapitel. Es kommen sowohl die Kinder als auch die Ehefrauen bzw. Mütter zu Wort. Als Leser hat man das Gefühl, dass man eine Welt unter dem Mikroskop betrachtet. In der Vergrößerung erscheinen die Sorgen und Nöte der Heranwachsenden und der Eltern stellvertretend zu stehen für eine ganze Gesellschaftsschicht. Die Ehefrauen leben im Zwiespalt: Einerseits sind sie gebildet und machen sich Gedanken über Simone de Beauvoir, andererseits führt die Erkenntnis, dass sie weniger frei leben als ihre Putzfrauen zu Frustrationen. Langsam aber sichert steuert die Geschichte auf eine Katastrophe zu. Die heile Welt liegt zwar am Ende in Scherben, aber nur so kann die Hoffnung auf etwas Neues keimen. 
Wer von Kampfsterne erwartet, in der Nostalgie der 80erJahre schwelgen zu können, wird enttäuscht. Vielmehr ist die Überlegung, ob man das richtige Leben im Falschen führt, zeitlos. Kampfstern: Ein Buch, das nachwirkt.