Rezension

Am Ende ringt der Leser nach Luft

Ich an meiner Seite - Birgit Birnbacher

Ich an meiner Seite
von Birgit Birnbacher

Bewertet mit 5 Sternen

Arthur kommt nach 26 Monaten frei. So ein Kaffeeautomat kann eine Herausforderung sein, da muss man nicht vorher im Häfen/Knast gewesen sein. 

Sein Therapeut, Dr. Konstatin Vogl, genannt „Börd“ braucht dringend selbst einen Therapeuten, um nicht zu sagen, dass er einen Vogel hat (aber das ist jetzt wirklich zu plump).

„Nicht, wer wir sein wollen, ist entscheidend, sondern wen wir darstellen können. Niemand interessiert, wer wir sind. Entscheidend ist, wer wir vorgeben können zu sein“, (S. 20).

Nach einem Jahr warten auf Arthur die drei Märkte: Arbeits-, Partner- und Wohnungsmarkt.

Diesen Roman kann man nicht uneingeschränkt zur Belletristik zählen, denn wahrlich schön ist es nicht was man liest, was den Inhalt betrifft: Haft: Wie kommt Arthur dahin und warum, was geschieht mit ihm in der Haft? Resozialisierung: Wie förderlich ist sein Umfeld? Bewährungshilfe: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, oder „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner.“

Was aber den Schreibstil betrifft, eine höchst bemerkenswerte Qualität. Nichts für zwischendurch, sondern in seiner Unaufdringlichkeit fesselnder Roman, der am Ende den Leser nach Luft ringen lässt. Schaut man sich das Autorenfoto von Birgit Birnbacher auf der inneren Umschlagseite an, könnte man dieses so interpretieren: „Zu lachen gibt es in meinem Roman nichts.“