Rezension

Am Thema vorbei, eher Familiengeschichten

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Die Geschichte der Bienen
von Maja Lunde

Bewertet mit 3 Sternen

Ein edles, gut gestaltetes Hardcover: "Die Geschichte der Bienen". Dieser Titel in Verbindung mit dem Klappentext war es, der falsche Erwartungen in mir geweckt hat. Meiner Meinung nach kommt die Bienenproblematik in diesem Buch völlig zu kurz und es geht eher um Familienprobleme: falsche Erwartungen und Sprachlosigkeit im Umgang miteinander.

Die Idee, in drei Handlungssträngen zu erzählen, ist nicht schlecht, wurde von der Autorin aber auf die Spitze getrieben. In sehr kleinen Häppchen wird von William aus England (1852), George aus den USA (2007) und Tao aus China (2098) erzählt. Selbst zusammengehörige Teile, wie z.B. Taos Herumirren in Peking, werden in sich noch mal auseinandergerissen. Das erinnert an Serien, wo jedes Teilchen mit einem Cliffhanger endet und damit künstlich Spannung erzeugt werden soll. Spannung sollte aber nicht mit roman-technischen Kniffen, sondern mit dem Inhalt, der Handlung erzielt werden.

Das erste Drittel fand ich ziemlich langweilig. Da ist der wehleidige, selbstsüchtige William mit den vielen Töchtern, der eigentlich die Natur erforschen wollte und sich jetzt auf das Konstruieren eines Bienenstockes versteift. Da ist der Imker George, der mit den Problemen des Bienensterbens zu tun hat und da ist Tao mit ihrem Söhnchen Wen-Wei, mit dem eines Tages etwas Rätselhaftes passiert.

Des langen und breiten werden Familienangelegenheiten erzählt, in denen immer wieder zum Ausdruck kommt, welch überzogene Anforderungen an die Söhne gestellt werden und wie alle miteinander umgehen, nämlich in furchtbarer Sprachlosigkeit gefangen.

"Schweigend gingen wir uns aus dem Weg. Die Tage vergingen, wir lebten in einem Vakuum, so still und abgeschlossen wie der Raum, in dem Wei-Wen gelegen hatte." 222

Dagegen werden wichtige Dinge nur lapidar erwähnt und sind eigentlich jedem bekannt: Monokulturen, zu viele Pestizide, Massensterben bestäubender Insekten, Klimawandel, Anstieg des Meeresspiegels, extreme Wetterlagen. Das wissen wir alles, aber was fehlt, ist der Zusammenhang mit der Ursache, dem Konsumverhalten des Menschen.

Erst ganz am Ende werden die drei Handlungsstränge locker zusammengeführt und der rätselhafte Vorfall aufgeklärt, was aber schon lange vorhersehbar war und keinen Leser überrascht haben dürfte. Die Lösung, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen, erscheint dagegen allzu naiv. "Wir heben die Kontrolle auf, der Wald soll sich ausbreiten dürfen."

Leider konnte mich dieses Buch nicht überzeugen, weil die angesprochene Problematik nur angedeutet wurde. Und die Art und Weise, die Handlung in kleine Stückchen zu hacken, hat mich am Ende nur noch genervt. Letztendlich frage ich mich: Was wollte die Autorin mir eigentlich mit dieser Geschichte sagen?