Rezension

Am Wendepunkt

Ab morgen wird alles anders
von Anna Gavalda

Bewertet mit 4 Sternen

Yann führt  eigentlich ein gutes Leben: er hat nach anfänglichen Schwierigkeiten einen Job gefunden, mit dem er Geld verdient. Er hat eine Freundin, eine günstige Wohnung.  Es ist nicht sein Traumjob und seine Freundin geht ihm manchmal auf die Nerven, aber ist das nicht immer so? Eines Tages lernt er durch Zufall seine Nachbarn kennen, Alice und Isaac, ein sehr ungleiches Paar mit zwei Kindern. Er spürt die Leidenschaft, mit der die beiden leben, die Liebe. Diese Begegnung öffnet ihm die Augen, lässt ihn über sein eigenes, bequemes Leben hinaus blicken. 

Die Personen in Anna Gavaldas Erzählungen sind alle an einer Art Wendepunkt in ihrem Leben. Ich bin sonst nicht größte Fan von Erzählungen: oft sind sie mir zu rätselhaft, es bleiben zu viele Fragen offen. Die Romane von Anna Gavalda mochte ich sehr, deswegen hab ich mich hier auch an die Erzählungen gewagt. Die Autorin hat es geschafft jeder Geschichte eine ganz eigene Erzählweise, einen eigenen Ton zu verleihen, was mir sehr gefallen hat. Vor allem die umgangssprachliche Erzählweise von „Mathilde“ ist sehr unterhaltsam, wenn auch die Geschichte insgesamt tatsächlich etwas rätselhaft bleibt. 

Die Geschichten „Yann“ und „Mathilde“ haben beide ca. 100 Seiten, die anderen drei sind deutlich kürzer. „Yann“ und „Meine Kraftpunkte“ sind meine persönlichen Favoriten.

Das Buch inspiriert den Leser darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist im Leben und ob wir wirklich immer den einfachsten und komfortabelsten Weg gehen sollten. Es ist ein Aufruf zur Lebensfreude, Begeisterung und Menschlichkeit. Besonders mag ich an Gavaldas Stil, dass die Charaktere so lebendig wirken. Wie gute Freunde: nicht perfekt, aber sehr liebenswert.

Ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch zur Hand genommen habe, obwohl es „nur“ Erzählungen sind. Eine sehr kurzweilige und trotzdem berührende Lektüre.