Rezension

Ambivalent

Drei Kameradinnen -

Drei Kameradinnen
von Shida Bazyar

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch bekam ich für eine Leserunde und es hat mich sehr ratlos zurückgelassen.

Das begann schon beim Titel "Drei Kameradinnen". Nicht "Drei Freundinnen"? Kameraden, das ist für mich ein Wort aus der militärischen Sprache: "Ich hatt' einen Kameraden" zum Volkstrauertag, die Kriegskameraden, die vor vielen Jahren bei meinem Vater zu Besuch kamen. Aber befinden sich die drei Frauen Kasih, Hani und Saya im Krieg? Verbindet sie nicht mehr als ein zufälliges Aufeinandertreffen und viele Jahre gemeinsamer Erlebnisse?

Kasih erzählt die gemeinsame Geschichte aus ihrer Sicht, nachdem Saya wegen eines Brandanschlags mit mehreren Toten ins Gefängnis kommt. Sie erzählt wütend, aufgebracht und in keiner Weise objektiv. Das hat mich zuerst ziemlich verstört, ich fühlte mich angegriffen und immer wieder fälschlich verleumdet. Kasih unterscheidet immer wieder zwischen "Wir" und "Ihr", wobei sie mit "Ihr" die hellhäutigen Deutschen meint, die andere Menschen immer wieder rassistisch beleidigen, bewusst oder unbewusst. Saya trägt eine große latente Aggressivität in sich, die es anderen Menschen nicht immer leicht macht mit ihr umzugehen. Manchmal trifft ihre Wut auch ihre Freundinnen. Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich. Während Kasih nach dem Studium der Soziologie arbeitslos ist und sich irgendwie durchschlägt, ist Saya nach außen hin selbstbewusst und tritt oft herrisch auf. Hani dagegen ist angepasst und versucht jeden Fehler zu vermeiden. 

Ich habe mich durch das Buch hindurch gekämpft, manchmal hätte ich es am liebsten weggelegt. Viele Geschichten fand ich belanglos und uninteressant, andere dagegen haben mich für den Alltagsrassismus sensibilisiert. Der Schluss hat ich sehr enttäuscht, denn ich fühlte mich veräppelt. Eigentlich hat die Erzählerin mit den Leserinnen und Lesern gespielt, den Grund verstehe ich nicht.

Kein einfaches Buch, vielleicht bin ich für diese Art von Experimenten einfach zu alt.