Rezension

Amerika - das Land der (un)begrenzten Möglichkeiten

Das geträumte Land - Imbolo Mbue

Das geträumte Land
von Imbolo Mbue

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Jende Jonga ist aus Kamerun in die USA eingereist, um dort Asyl zu beantragen. Er wünscht sich für sich, seine Frau Neni und seinen Sohn Liomi ein besseres Leben, als er es in Kamerun je haben könnte. Als er eine Arbeit als Chauffeur des reichen Wall Street-Bankers Clark Edwards bekommt, ist er überglücklich. Auch Neni kann zeitweise für die Clarks arbeiten. So bekommen Jende und seine Frau einen Einblick in diese reiche Familie, erfahren mehr Details, als ihnen lieb ist, führen dabei aber ein zufriedenes Leben in New York, ihrer Traumstadt. Bis das Unglück über die beiden Familien, die Jongas und die Edwards’, in Form der Pleite der Lehman Brothers kommt. Die amerikanische Wirtschaft geht in die Knie, und aus Jendes Traum wird fast ein Albtraum …

Meine Meinung:
„Das geträumte Land“ ist der Debütroman der gebürtigen Kamerunerin Imbolo Mbue und trägt auch leicht autobiografische Züge. Nach einer Kindheit in ärmlichen Verhältnissen in Kamerun, kam sie zum Studieren in die USA, wo sie wie Jende von der Wirtschaftskrise betroffen war. So gelingt es ihr recht gut, sowohl das Leben der einfachen Bevölkerung in Kamerun als auch das der Einwanderer in den USA authentisch darzustellen. Die Wünsche und Sehnsüchte, aber auch die Probleme ihrer Protagonisten kann man dadurch gut nachvollziehen.

Jende war mir von Anfang an sehr sympathisch, ein junger Mann, dem die Familie über alles geht, der hart arbeitet, um Frau und Kind ein sicheres und angenehmes Leben zu bieten, der auch immer wieder Geld nach Hause zu seinen Verwandten schickt und der seinem Arbeitgeber loyal ergeben ist. Auch Clark Edwards ist recht sympathisch, zwar gestresst durch die Arbeit, doch größtenteils zu allen freundlich und gerecht. Auch er arbeitet hart für seine Familie. So gibt es einige Parallelen zwischen der kamerunischen Familie und der amerikanischen, aber doch auch viele Unterschiede, die im Lauf des Romans herausgearbeitet werden. Beide Männer müssen schließlich einsehen, dass Geld allein nicht glücklich macht.

Mir gefiel neben der Handlung an sich auch der Aufbau des Romans sehr gut. Durch Erzählungen und Erinnerungen erfährt man viel über das Leben in Kamerun. Im Haupthandlungsstrang wird das Leben von Jende und seiner Familie in der Gegenwart (2008 – 2009) beschrieben. So ist der Roman herrlich abwechslungsreich.

Den Sprachstil fand ich zuerst sehr passend. Vor allem die Dialoge bestehen aus mehr oder weniger einfachen Satzstrukturen mit einfachen Wörtern, wie man sie von einem Einwanderer, der die Sprache nicht so gut beherrscht, erwarten würde. Doch nach und nach ging mir das leider etwas auf den Keks, es wirkte auf mich dann doch etwas aufgesetzt und war mir insgesamt einfach zu viel. Im erzählenden Text versteckt Imbolo Mbue dagegen auch manch schönes Bild und poetische Ausdrücke.

Fazit:
„Das geträumte Land“ ist ein wirklich lesenswerter Roman, der einen zum Nachdenken bringen kann. Es geht um Familie, Reichtum, Ansehen und Träume sowie um den Umgang mit Fremden und Bedürftigen.