Rezension

Amerikanische Erfahrungen

Das Buch der Begegnungen, 3 MP3-CDs - Alexander von Humboldt

Das Buch der Begegnungen, 3 MP3-CDs
von Alexander von Humboldt

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

Wagemut und Wissbegier, ein feines Beobachtungs- und Differenzierungsvermögen und vor allem die unbändige Lust an immer neuen Begegnungen machten Alexander von Humboldt vor 200 Jahren zu einem epochalen Weltentdecker. Auf seiner Reise in die amerikanischen Tropen von 1799 bis 1804 hielt der preußische Kosmopolit eine Vielzahl Physiognomien fest und sah die Welt, wie sie vor ihm noch keiner gesehen hatte. Das 'Buch der Begegnungen' versammelt die empathischsten Zeugnisse aus den 'Amerikanischen Reisetagebüchern' und zeigt einen verständigen Geist ohne Berührungsängste. Überzeugt davon, dass es keine unterlegenen oder gar minderwertigen Ethnien gebe, war er seinen Zeitgenossen weit voraus. Und selbst im 21. Jahrhundert kommt Alexander von Humboldt als Anwalt einer universellen Humanität wie gerufen.

 

Rezension:

Von Alexander von Humboldts Forschungsreise nach Amerika hat wohl jeder schon gehört. Selbst gelesen haben seinen Reisebericht wohl die Wenigsten. Mit diesem Hörbuch bekommt man die Chance, dies zumindest auszugsweise nachzuholen. Bedenkt man, dass von Humboldts Reise rund 5 Jahre dauerte, verwundert es nicht allzu sehr, dass dieses Hörbuch trotz seiner mehr als 14-stündigen Laufzeit nur eine gekürzte Version bieten kann. (Laut Wikipedia umfasst die französischsprachige Originalausgabe 20 Bände im ‚Quart-Format‘.)

Frank Arnold gelingt es als Sprecher sehr gut, den Text zum Inhalt und der Entstehungszeit passend vorzutragen. Speziell auch bei den sehr zahlreichen Fremdwörtern kommt das zum Tragen. Was im beiliegenden Booklet leider fehlt, sind ein paar Anmerkungen zum Einsprechen des Textes. Beispielsweise kommt es wiederholt vor, dass im Text ein nicht-deutscher Begriff verwendet und unmittelbar folgend die Übersetzung mitgeliefert wird. Dabei wird leider nicht klar, ob dies schon in von Humboldts Büchern so ist oder es erst beim Einsprechen zum besseren Verständnis hinzugefügt wurde. Wer die französischsprachige Originalausgabe ins Deutsche übertrug, wird nicht erwähnt. Auch kommen in den Reisetagebüchern einige heute nicht mehr gebräuchliche Einheiten vor, deren Erläuterung beziehungsweise Umrechnung das Booklet bereichert hätten.

Doch kommen wir zum Reisebericht an sich. An zahlreichen Stellen fällt auf, wie überraschend modern von Humboldts Ansichten in vielen Punkten sind. Speziell beim immer wieder Erwähnung findenden Verhalten der Missionare sowie der Behandlung aller Nichteuropäer – seien es Indios, Negersklaven oder die Nachkommen von Mischbeziehungen – durch die Europäer fällt das auf. Außergewöhnlich finde ich, dass der Autor seinen eigenen Forschungsarbeiten recht wenig Raum widmet. Allerdings könnte dieser Eindruck auch in der Auswahl der in dieses Hörbuch aufgenommenen Abschnitte begründet sein. Insgesamt gesehen vermittelt dieses Werk ein Bild einer längst untergegangenen Welt, der man allerdings nicht in allen Punkten nachtrauern muss. Vor allem in den Lebensbedingungen hat sich auch in Süd- und Mittelamerika in den seit der Reise vergangenen gut 200 Jahren doch einiges zum Besseren gewandelt. Für naturwissenschaftlich und geografisch Interessierte ist von Humboldts Bericht auch heute noch absolut lesens- oder in diesem Fall besser gesagt hörenswert. Das (trotzdem es nur in Auszügen wiedergegeben wird) sehr ausführliche Nachwort Ottmar Ettes erscheint allerdings unnötig.

 

Fazit:

Ein ausdrücklicher Hörtipp für wissenschaftsgeschichtlich Interessierte.

 

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