Rezension

An den Löffeln gepackt!

Oryx und Crake
von Margaret Atwood

Bewertet mit 5 Sternen

Margaret Atwood hat schon viele Romane geschrieben als sie 2003 Oryx and Crake, den ersten Band einer SF-Trilogie auf den Markt bringt. Dass sie mit Sprache umgehen kann, zeigen zuhauf ihre vielen Veröffentlichungen im poetischen Bereich und die Preise, die sie für ihr literarisches Schaffen einheimst.

Manchmal lohnt es sich durchaus, wenn man Literatur studiert. Dieses Studium muss nicht notwendigerweise brotlose Kunst sein! Es bietet Möglichkeiten! Zum Bespiel diese, Bürger und Wissenschaftler an den Löffeln zu packen oder auch ein paar strafende Watschen an den gedankenlosen Konsumenten und verantwortungslosen Politiker zu verpassen, die sich gewaschen haben!

Möglicherweise ist das ökologische Bewußtsein Margaret Atwoods ihrem Vater geschuldet, der als Entomologe (Insektenforscher) notwendigerweise auf die Natur ausgerichtet gewesen sein muß, jedenfalls hat die Autorin mit der MaddAddam-Trilogie, die erst 2013 abgeschlossen wurde und insoweit ziemlich aktuell sein kann, kundentauglich ein großes Thema unter die Leser gebracht, nämlich, was passieren könnte, wenn alles so weiterläuft wie bisher und sich eventuell sogar noch verschärft. Wovon sicherlich auszugehen ist!

Mit Oryx und Crake leitet Atwood den Weltuntergang ein bzw. führt ihn der geneigten Leserschaft vors Auge. Gruselig wie sie bis in die kleinste Einzelheit hinein schildert, was ökologisch, politisch, biologisch und soziologisch aus der Menschheit und seiner Umwelt werden kann. Wo nimmt sie alle diese phantastischen Details her? Dann und wann läuft einem ein kalter Schauder über den Rücken.

Dabei sind Atwoods Protagonisten eigentlich Nebensache, reine Träger der Idee. Dennoch widmet sie sich ihnen, oft mit einem Augenzwinkern.

"Oryx and Crake" ist dystopisch und gleichzeitig reinste Sciene fiction, insofern purer, vergnüglicher Lesestoff von der ersten Seite an, dennoch ist die Assoziation zu einer weltweiten unaufhaltsamen Katastrophe, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse sich von den traditionellen ethischen Werten der Menschheit lösen, schnell geknüpft. Diese Erkenntnis ist gewollt. Denn gute SF ist immer auch Gesellschaftskritik.

Ohne je den Zeigefinger zu erheben bringt die Autorin Umweltbewusstsein auf den Leseteller und teilt kräftig nach allen Seiten hin aus.

Fazit: Hervorragend!

Die Trilogie besteht aus: Oryx und Crake (Oryx and Crake), Das Jahr der Flut (The Year of the Flood) und Die Geschichte von Zeb (MaddAddam) und ist uneingeschränkt zu empfehlen.

Kategorie: SF /Dystopie
Verlag: Bloomsbury, 2003

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 16. November 2018 um 08:53

Purer vergnüglicher Lesestoff! Auf die Idee wäre ich nicht gekommen - aber ich wollte ja mal weiterlesen...