Rezension

An der Bucht von Kenmare

Im Garten der Sehnsucht - Dorothea Morgenroth

Im Garten der Sehnsucht
von Dorothea Morgenroth

An der Bucht von Kenmare

„Liebe Mathilde, vielen Dank für Ihre Einladung. Ich nehme sie gerne an…“

Natalie Breuer ist noch tief erschüttert in ihrer Trauer über den viel zu frühen Tod der Mutter, die vor wenigen Wochen ihrem Krebsleiden erlag. Die Kontaktaufnahme der ehemals besten Freundin von Brigitte Breuer ist sowohl für ihre Tochter, als auch für den Ehemann und Witwer eine Überraschung. Gitte verbrachte vor vielen Jahren den schönsten Sommer ihres Lebens mit ihrer Freundin Matty in Irland, sie bewahrte eine lebenslange Leidenschaft für die grüne Insel stets in ihrem Innersten. Und so begibt Natalie sich auf den Spuren ihrer Mutter nach Irland – nicht ahnend, dass diese Reise ihr gesamtes Leben verändern wird…

Dorothea Morgenroth hat sich mit diesem tiefgründigen Roman, der zugleich eine herzerwärmende Liebeserklärung an diese wunderschöne Insel darstellt, pfeilgerade in mein Herz geschrieben. Als Schauplatz der Handlung wählte die Autorin die atemberaubende Landschaft der Kenmare-Bucht und siedelt ihre Protagonistin Matty in einem kleinen Anwesen namens Holly Cottage, umgeben von einer kleinen Insel, einem Bootshaus und einer Kapelle an. Der einnehmende Schreibstil der Autorin und die bildhafte Beschreibung der irischen Landschaft, die einen unwiderstehlichen Reiz ausübt, haben mich von der ersten Seite an begeistert. Auf Natalie Breuers Spuren durfte ich Landstriche und Orte besuchen, die mir vor vielen Jahren den schönsten Urlaub meines Lebens bereiteten und in mir aufs Neue unbeschreiblich schöne Bilder hervorriefen.

Mit der jungen Krankenschwester Natalie Breuer, der unternehmenslustigen und fröhlichen Mathilde „Matty“ Callaghan sowie ihrem gutaussehenden Nachbarn Conor McGarvey ersann die Autorin drei beeindruckende Hauptfiguren, deren hervorragende Charakterzeichnung durch tiefe Weisheiten und Einsichten ergänzt wurden. Dorothea Morgenroth stellte ihren Protagonisten ein paar Nebenfiguren zur Seite, von denen besonders der rebellische Teenager Joyce Wolodin sowie Conors jüngerer Bruder Fionn McGarvey relevante Rollen spielen. Während Natalie ihre Auszeit bei der Schulfreundin ihrer Mutter genießt verliebt sie sich nicht nur in Mattys Garten, sondern nach und nach auch in deren attraktiven Nachbarn. Der Garten wird zu Natalies geliebten Zufluchtsort, ebenso wie Holly Cottage, die Bucht und Fairy Island. Für Matty bedeutet Natalies Ankunft eine willkommene Abwechslung in ihrem Alltag, der introvertierte Conor fühlt sich ebenfalls zu Natalie hingezogen, geht langsam aus sich heraus und beginnt, sich zu öffnen.

Die zentralen Themen dieser Geschichte sind das Abschließen mit der Vergangenheit und die Entschlossenheit zu einem Neuanfang. Mir hat es ausnehmend gut gefallen, wie Dorothea Morgenroth dies in ihrem Buch umgesetzt hat. Tiefe Emotionen und kluge Einsichten machen die Lektüre zu einem wahren Lesehighlight und auch der Glaube nimmt einen hohen Stellenwert bei den Figuren der Handlung ein.

„Die Welt wäre ein trauriger Ort, wenn jeder immer nur das bekäme, was er verdient. Letztendlich leben wir doch alle von Gnade und Vergebung.“ (Natalie)

„Im Garten der Sehnsucht“ ist ein ruhiger, beschaulicher Roman mit tiefen Einsichten und großen Emotionen, er begeistert durch faszinierende und bildhafte Beschreibungen der irischen Landschaft und deren betörender Schönheit.

„Vor ihr lag die Bucht von Kenmare: still und glatt wie ein Spiegel die Wasserfläche und dicht darüber die Wolken von dem gleichen rauchigen Blau; eingerahmt vom tiefen Grün der gegenüberliegenden Hügel und des Gartens. Für einen Augenblick stahl sich die Sonne durch die Wolken, und ein Regenbogen wölbte sich über den Himmel, küsste mitten in der Bucht mit einem intensiven Aufleuchten die Wasseroberfläche und war dann bereits wieder verschwunden. Natalie schloss die Augen, überwältigt von der reinen, stillen Schönheit dieses Ortes. Von der Ruhe, die er atmete. Von dem Frieden, der sich hier und jetzt mit einer lange nicht mehr verspürten, angenehmen Wärme in ihr ausbreitete. Sie hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Zu Hause zu sein an einem Ort, den sie nie zuvor gesehen hatte und mit dem sie dennoch vollkommen eins und vertraut war.“

Als liebevolles Detail wird dem Inhalt dieses Buches zu Beginn eines jeden neuen Abschnitts die Abbildung des weltberühmten irischen Claddagh Ringes begleitend beigestellt… ein Ring, der auf der allerletzten Seite dieses Buches große Bedeutung gewinnt und zwei Hände zeigt, die ein Herz mit einer Krone halten: das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft (Vertrauen) und die Krone Treue (Loyalität).

Völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung für dieses bezaubernde Buch!