Rezension

An der ein oder anderen Stelle hätte mir dieser Graphic Novel noch etwas tiefgründiger sein können.

Der Schimmelreiter
von Theodor Storm Jens Natter

Die vorliegende Ausgabe des „Schimmelreiter“ ist ein Graphic Novel, welcher einen neuen Zugang zur Novelle von Theodor Storm ermöglicht.

Der Schimmelreiter – Graphic Novel (Theodor Storm - Jens Natter)

Erschienen:

01. Oktober 2014

Seitenzahl: 100

Verlag: Boyens Verlag

Hardcover: 12,95€

ISBN: 9783804214033

Der Autor

Jens Natter, geboren 1975, wohnt als Sozialarbeiter und Künstler mit seiner Familie in Hamburg Eimsbüttel. Er illustrierte bereits mehrere Bücher, wie zuletzt das Bilderbuch „Jung mit`n Tüdelband“. Für seine Illustrationen erhielt er bereits mehrere Auszeichnungen. Des Weiteren betreibt Jens Natter einen Karikaturenservice. Informationen dazu und weitere aktuelle Arbeiten sind zu finden unter: www.bildernatter.com.

Der Schimmelreiter

"Der Schimmelreiter", den Storm noch kurz vor seinem Tod vollendete, ist die herausragendste Novelle des Dichters. In ihr zeigt Theodor Storm den Aufstieg des Hauke Haien zum Deichgrafen. Dieser will seine Fähigkeiten durch den Bau eines neuartigen Deiches unter Beweis stellen, weil es heißt, er habe die Position nur seiner Frau zu verdanken. Spannungen und der Kampf mit seiner Umwelt lassen Hauke Haien schließlich zugrunde gehen: Als er eine schwache Stelle im Deich nicht genügend absichert, ertrinkt bei einer Sturmflut zuerst seine Frau mit dem Kind. Daraufhin stürzt er sich mit seinem Schimmel an der durchbrochenen Stelle des Deiches ins Meer, um seine Schuld zu tilgen.

Fazit

Die vorliegende Ausgabe des „Schimmelreiter“ ist ein Graphic Novel, welcher einen neuen Zugang zur Novelle von Theodor Storm ermöglicht. Der Stoff um den Aufstieg und das Scheitern des nordfriesischen Deichgrafen Hauke Haien, der bei einer Sturmflut an der Nordseeküste sein Leben hergibt, weil sein ehrgeiziges Deichprojekt gescheitert ist, wird hier in Comicform präsentiert. Besonders ansprechend ist bereits die Covergestaltung, welche durch eine düstere Atmosphäre durch Schrift und Illustration besticht. Sie gibt bereits einen Vorgeschmack auf das Innenleben des Novels.

Der Schreib- und Erzählstil ist einem Comic angemessen. Allerdings ist die Schrift sehr groß und häufig sehr stark im Fokus des Betrachters. Damit wird erreicht, dass die Augen nicht nur an den zahlreichen und stark illustrierten Bildern hängen bleiben, sondern auch die Texte dazu gelesen werden. Der Text beschränkt sich zudem nicht nur auf Sprechblasen, sondern integriert auch Einzelsätze. Der Zeichner Jens Natter verwendet fast ausschließlich Originalzitate aus Storms „Schimmelreiter“ und behält den chronologischen Ablauf bei. Seine bildliche Darstellung der damaligen Begebenheiten, insbesondere der Kleidung, Häuser und Landschaften, versetzt die Betrachter direkt in das Nordfriesland des 18. und frühen 19. Jahrhunderts sowie in die innere Dramatik des zerrissenen Menschen.

Mir hat besonders gut die Illustration selbst gefallen. Sie ist in einer Art Aquarell-Stil gehalten, wirkt sehr düster und damit dem Thema des Schimmelreiters angemessen. Die Zeichnungen sind nicht scharf, sondern zeichnen sich durch eine besondere Strichtechnik aus.

An der ein oder anderen Stelle hätte mir dieser Graphic Novel noch etwas tiefgründiger sein können. Da er jedoch als Ergänzung zum Original zu sehen ist, finde ich ihn gerade im Unterricht, als Einstieg oder ähnliches, äußerst passend.

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