Rezension

An "Flugangst 7A" kommt man auf keinen Fall vorbei

Flugangst 7A
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Auf den neuen Thriller von Sebastian Fitzek habe ich mich sehr gefreut. Darum stürzte ich mich auch sofort ins Geschehen.
Es dauerte nicht lange und die Story hatte mich komplett im Griff. Sebastian Fitzek versteht es auf geniale Art und Weise, das man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Er setzt so gekonnt die Cliffhanger am Ende der Kapitel, das man sich immer wieder sagt, ein Kapitel kann ich ja noch. Das die einzelnen Kapitel da auch nicht sehr lang sind, tut ihr übriges.
Die Story selbst hat mir ungemein gut gefallen. Am Anfang war da ein Mann mit Flugangst, der sich auf den Weg zu seiner Tochter machte, die ein Kind erwartete.
Das war am Anfang. Es war normal, nichts besonderes, viel mehr vielleicht sogar alltägliches.
Doch ein einziger Anruf verwandelte Mats Leben in seine ganz persönliche Hölle.
In ein Grauen, das kein Ende nehmen will und ihn auf perfide Art und Weise wachsen ließ.

Hierbei erfahren wir verschiedene Perspektiven, zumeist jedoch die von Mats. Was ihm mehr Präsenz und Raum verleiht. Doch man taucht nicht nur in seine Psyche ein. Der Autor versteht es auch die Nebencharkatere zum Leben zu erwecken. Auch wenn man oft nicht merkt, welchen Status sie überhaupt innehaben.
Alle sind Menschen wie du und ich. Sie haben Ecken und Kanten, was sie umso greifbarer und authentischer macht. Irgendwann in ihrem Leben kamen sie an einen Punkt, der sie veränderte, völlig verwandeln ließ. Ein Punkt, an dem sie nicht mehr unkehren konnten und der ihren Weg besiegelte.
Das wirft doch die Frage auf, wie Gut und Böse zu erklären ist. Oftmals ist es das gar nicht, was man hier auf schmerzliche Art und Weise erfahren muss.

Der Autor hat eine sehr fließende und stark einnehmende Art zu schreiben, die mich vollkommen in den Bann zog und nicht zur Ruhe kommen ließ. Durch die Beschreibungen baute sich schnell ein Kopfkino auf, das es in sich hatte.
Die Handlung ist sehr komplex aufgebaut , so erfährt man beispielsweise gleich drei Handlungsstränge, was mir das mitkommen jedoch keineswegs erschwerte.
Dieses Buch glänzt weniger durch Brutalität, als viel mehr durch die psychologische Note, was es nicht weniger beängstigender und beklemmender machte.
Schon die ersten Seiten bereiteten mir Gänsehaut. Als ich dann Nele kennenlernte, war es restlos um mich geschehen.
Wie soll man nicht mitfiebern und mitbangen, wenn man weiß, was sie unter dem Herzen trägt und was ihr womöglich noch bevorsteht?
Doch damit nicht genug, ist sie noch von einem weiteren Schicksalschlag gebeutelt. Ein Umstand, der mir wirklich naheging. Vor allem wenn man erfährt, wo da der Ursprung liegt.
Die Hintergründe dieser Familie , über die man immer mehr erfährt, haben mich wirklich bewegt, vielleicht auch teilweise schockiert, aber hauptsächlich doch bewegt.
Man kommt nicht umhin, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Auch wenn dazu nicht viel Zeit bleibt. denn die Spannung wird währenddessen immer mehr angezogen.
Und plötzlich ist man in einem Alptraum gefangen, der kein Ende nehmen will.
Und wenn man meint, endlich durchschaue man alles. Aus die Maus, schon folgt die nächste Wendung. Eine Tatsache, die mich immer unruhiger machte und meinem Körper immer angespannter werden ließ. Da half es auch nicht wirklich, das die Atmosphäre düster und emotionsgeladen war.
Die Beklemmung , die Verzweiflung und die innere Zerrissenheit war förmlich greifbar und baute sich immer mehr auf.
Man lernt hier unheimlich viele Charaktere kennen und lässt sich auf sie ein. Man baut eine Bindung zu Ihnen auf und gerade deswegen, ist man hinterher umso schockierter.
Psychologisch gesehen ist dieser Thriller wunderbar ausgearbeitet. Der Autor spielt mit den Ängsten der Leser und setzt diese auch gegen sie ein. Wir alle haben diesen Impuls in uns, das wir helfend eingreifen wollen und gerade wenn es soweit ist, folgt der nächste Schlag.
Ganz ehrlich, ich wusste nicht wohin mit meinen Emotionen. In einem Moment war ich wie paralysiert von den, in mir tobenden Gefühlen, die keine Erlösung fanden und im nächsten Moment wollte ich schon wieder schreiend um mich schlagen.
Aber was mir besonders gut gefallen hat, bis zum Schluss kommt man des Rätsels Lösung nicht auf die Spur. Immer wieder bekommt man häppchenweise etwas zugeworfen und ich weiß gar nicht, wie oft ich dachte, jetzt habe ich dich. So verschoben sich im nächsten Moment schon wieder sämtliche Blickwinkel.
Ein Thriller, in dem gut platzierte Wendungen Programm sind, was die Spannung nur umso mehr anheizte. Der rote Faden wird dabei jedoch zu keiner Zeit aus den Augen verloren.
Sebastian Fitzek zeigt sich hier wieder in Bestform und ich muss ehrlich gestehen, so viele Momente voller Entsetzen und Sprachlosigkeit, habe ich bei seinen Büchern selten erlebt.
Er erweckt die Handlung und ihre Charaktere zum Leben, so das man wirklich tief drinsteckt und selbst versucht ein Ausweg aus dem Horrorszenario zu finden.
Ein ganz normaler Tag, der sich im Bruchteil einer Sekunde zum ganz persönlichen Grauen entwickelt.
Immer wieder habe ich mich gefragt, wie eine menschliche Seele so etwas verkraften, wie damit umgehen kann. Sie kann, denn hier wird uns gezeigt, wozu der Mensch fähig ist, wenn er genug Antrieb erhält. Man staunt immer wieder wozu man fähig ist, wenn es nicht anders geht. Wenn es um Leben oder Sterben geht.
Aber es liegt auch Berechnung, Rache oder Egoismus darin. Auch die Zwischenmenschlichkeit wird dabei nicht aus den Augen verloren. So spürt man doch auch zwischen den Zeilen, die tiefe Verbindung , was es nur umso bewegender und facettenreicher für mich machte.

Ein wirklich gut ausgearbeiteter Thriller, der zeigt wo die wahre Gefahr liegt. Ein Thriller der zeigt, was schwach und stark macht.
Und der vor allem zeigt, das nicht alles ist, wie es zunächst scheint.
Absolut gelungen und perfekt in Szene gesetzt.