Rezension

"An seinen Vorfahren kann man nichts ändern, aber man kann mitbestimmen, was aus den Nachkommen wird." (F. de La Rochefoucauld)

Das Vermächtnis der Seidenvilla - Tabea Bach

Das Vermächtnis der Seidenvilla
von Tabea Bach

Bewertet mit 4 Sternen

Turbulente Zeiten stehen Angela und Vittorio ins Haus, denn sie wollen nicht nur mit einer Hochzeit ihre Liebe besiegeln, sondern auch Nathalies Sohn kommt auf die Welt. Doch dann werden dem Paar erneut Steine in den Weg zu ihrem Glück gelegt, denn nicht nur Vittorios Sohn stellt sich gegen ihn, sondern auch Lorenzos Versäumnis wird ihnen zum Verhängnis, denn die Familie seiner ersten Frau tritt auf den Plan, um Angela die Seidenvilla zu nehmen und an sich zu reißen. Anstatt sich also endlich auf ihr gemeinsames Glück zu besinnen, müssen Angela und Vittoria mit allen Kräften das verteidigen, was sie sich so mühsam aufgebaut haben…

Tabea Bach hat mit „Das Vermächtnis der Seidenvilla“ den finalen Band ihrer Trilogie um die venezianische Seidenweberei vorgelegt, der auch diesmal mit einigen Überraschungsmomenten und Spannungselementen punkten kann. Der locker-flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil schickt den Leser erneut ins italienische Venezien, um in malerischer Kulisse endlich das Glück von Angela und Vittorio mitzuerleben. Doch vorher gilt es, noch einiges an Neid, Intrigen und Boshaftigkeiten aus der Welt zu schaffen, die von allen Seiten auf die beiden Liebenden hereinprasseln und ihnen das Leben schwer machen. Hier trifft das Zitat von Jean de La Bruyère wie die Faust aufs Auge: „Im Schoß der Familien herrschen oft Misstrauen, Eifersüchtelei und Abneigungen, während uns ein zufriedenes, einträchtiges und heiteres Äußeres täuscht und einen Frieden vermuten lässt, der gar nicht vorhanden ist.“ Zum Finale fährt die Autorin noch einmal sämtliche Geschütze auf und lässt mit geschickten Wendungen die Spannung innerhalb der Geschichte ansteigen, so dass der Leser nur so durch die Seiten jagt, während er sich an einer wunderschönen Hintergrundkulisse nebst italienischer Lebensart erfreuen darf. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind mal impulsiv, mal gefühlvoll gehalten, so dass der Leser während der Lektüre ein Wechselbad der Gefühle miterlebt, vor allem, wenn man die ältere Generation dabei beobachtet, wie sie der jungen ihren Stempel aufdrücken wollen.

Die Charaktere haben sich weiterentwickelt und versprühen mit ihren menschlichen Eigenschaften Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit. Der Leser fühlt sich ihnen verbunden und nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Die warmherzige und hilfsbereite Angela wächst einem immer mehr ans Herz, denn mit ihrer Stärke und ihrer offenen Art nimmt sie die Menschen schnell für sich ein. Vittorio hat sich endlich etwas von seiner Mutter abgenabelt. Er ist ein sympathischer, freundlicher Mann, der Angela in allen Belangen unterstützt. Constanza ist und bleibt eine Furie, die gern manipuliert und intrigiert, um ihren Willen zu bekommen. Tiziana hat auch nicht gerade ein leichtes Los. Sie ist eigentlich eine selbstbewusste Frau, die sich jedoch nur schwer gegen die eigene Familie durchsetzen kann. Aber auch Nathalie, Tess, Lorenzo und weitere Protagonisten sorgen innerhalb der Handlung für einige Spannungsmomente.

„Das Vermächtnis der Seidenvilla“ ist ein gelungenes und unterhaltsames Finale, in dem neben Intrigen, Neid und Familienbande auch die Liebe eine größere Rolle spielt. Verdiente Leseempfehlung für einen kurzweiligen Roman mit italienischer Lebensart!