Anas Stimme in meiner Seele

Das Buch Ana
von Sue Monk Kidd

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 16. Die Römer haben seit Jahren Palästina besetzt. Ana, Tochter reicher Juden, ihr Vater ist als Berater des Herodes Antipas tätig, bittet ihren Vater, ihr zu erlauben, das Schreiben und Lesen zu lernen und die Thora zu studieren. Ihr Vater erlaubt es ihr - gegen den Willen der Mutter. Und Ana schreibt: Über die Frauen, deren Geschichten vergessen wurden. Sie gibt ihnen eine Stimme. Mit 14 soll sie jedoch verheiratet werden an einen reichen alten Witwer. Ana widersetzt sich, muss sich aber schließlich fügen. Doch es kommt nicht dazu, da ihr Verlobter vor der Hochzeit stirbt. Nun gilt sie als Witwe und gerät dadurch an den Rand der damaligen Gesellschaft. Doch sie hatte auf dem Markt der Stadt einen jungen Mann kennen gelernt: Jesus von Nazareth. Ihr Leben gerät nun in eine völlig neue Bahn...

Sue Monk Kidd hat in Ana eine Figur geschaffen, die stark, mutig und rebellisch ist und einen scharfen Verstand hat. Das spricht mich an. Genial auch die Tante, Yaltha, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Das Leben Anas und der anderen Personen wird so genau geschildert, dass man als Leser richtig eintaucht in die damalige Zeit, weil man auch vermittelt bekommt, wie die Sitten und Bräuche dort waren und das alles auch in den geschichtlichen Hintergrund eingebettet ist. Die Sprache passt zur Zeit und zum Geschehen; dadurch wirkt das Buch auf mich als Leser noch intensiver. Es lässt sich sehr gut lesen.

Ana wird die Frau von Jesus, dieser steht aber im Roman nicht im Vordergrund, dennoch kann man auch seinen Einfluss spüren. Die Autorin stellt ihn als Mensch in den Raum, seine göttliche Natur, die wir aus der Bibel kennen, bleibt hier unerwähnt - dennoch hatte ich immer das Gefühl beim Lesen, dass er mir auch in dieser Hinsicht näher ist, als es im Buch scheint. Dieser Mensch Jesus, voller Liebe und Barmherzigkeit, rührt mich in meinem Innern an beim Lesen.

Dieses Buch las ich innerhalb von drei Tagen, weil ich nicht aufhören konnte. Ich lebte in dieser Geschichte. Und so etwas ist das schönste Geschenk, das der Autor dem Leser machen kann. Vielen Dank!

Ich bekam das Buch übrigens von meiner jüngsten Tochter geschenkt. Ich glaube, sie ahnt nicht im geringsten, was sie mir da geschenkt hat...

Absolute Leseempfehlung!