Rezension

Andere Erwartungen gehabt

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen - Caren Benedikt

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
von Caren Benedikt

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt (Klappentext):

Rügen, 1924. Weiß und prächtig steht es an der Uferpromenade von Binz: das imposante Grand Hotel der Familie von Plesow. Vieles hat sich hier abgespielt, und es war nicht immer einfach, trotzdem blickt Bernadette voller Stolz auf ihr erstes Haus am Platz. Hier hat sie ihre Kinder großgezogen: den ruhigen Alexander, der einmal der Erbe des Grand Hotels sein wird; Josephine, die rebellische Künstlerin, die ihren Weg noch sucht; und den umtriebigen Constantin, der bereits sein eigenes Hotel, das Astor, in Berlin führt. Alles scheint in bester Ordnung. Natürlich gibt es hier und da Streitigkeiten mit ihrer Tochter, und irgendetwas stimmt auch nicht mit dem sonst so fröhlichen Zimmermädchen Marie –, aber all das ist nichts gegen das, was der unangekündigte Besuch eines Mannes auslösen könnte, der Bernadette damit droht, ihr dunkelstes Geheimnis aufzudecken … 

 

Meine Meinung:

"Das Grand Hotel" wird voraussichtlich eine Reihe bestehend aus drei Bücher sein. Hier wird der Auftakt zu dieser Reihe geboten. 

Den Schreibstil der Autorin fand ich soweit ganz gut. Es ist an die damalige Zeit angepasst, was ich bei historischen Romane immer gut finde. Es wird aus verschiedenen Perspektiven in der dritten Person erzählt. Manchmal gibt es aber während einer Erzählperspektive auch Überschneidungen, was ich bezüglich der Vermittlung von Emotionen und Gedanken manchmal ein bisschen schwierig fand. 

Es gibt in diesen Buch recht viele Charaktere. Das ist bei historischen Romane nicht außergewöhnlich. Und zwischen diesen Chraktere wird eben gewechselt. Es wird aus Bernadettes Sicht erzählt, die ich hier als eine der Hauptprotagonistin sehe, aus der Sicht ihrer Kinder Josephine, Alexander und Constantin. Constantin ist dazu in Berlin und nicht auf Rügen, wodurch es auch ein Ortswechsek herbeigeführt. Außerdem wird noch aus der Sicht von eins der Zimmermädchen, Marie, erzählt und auch noch aus weiteren Charaktere, die eher eine untergeordnete Rolle spielen. Mir war das persönlich zu viel. Es gab durch die viele Charaktere auch viele Handlungsstränge, die zum Teil auch nicht wirklich zusammengekommen sind. Vielleicht passier das noch in den zukünftigen Bänden, das kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass hier sehr viel gewollt wurde und dadurch einiges auf der Strecke geblieben ist, bspw. die Tiefe der jeweiligen Charaktere, die Emotionen, die mich berühren sollten. Außerdem empfand ich einige Handlungsstränge nach dem Beenden von Band 1 als überflüssig. Auch das kann sich natürlich noch ändern. 

Bei der Handlung der Geschichte hatte ich komplett andere Erwartungen. Es ist recht actionreich, was ich nicht ganz erwartet habe und es ist außerdem ziemlich brutal. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich muss auch gestehen, dass ich sowas nicht so gut lesen kann, deswegen reagiere ich darauf dementsprechend etwas empfindlicher als andere Leser. Aber auch den Verlauf der Geschichte, den ich mir an Hand des Klappentextes gedacht habe, kam kaum vor bzw. die Thematik wurde ziemlich schnell abgehandelt. Einerseits hatte das Buch bei mir ein großer Überraschungseffekt, andererseits ist der Überraschungseffekt leider nicht so gut bei mir angekommen. 

Was mir aber an der Handlung gefallen hat bzw. ich interessant fand, ist, dass die 20er Jahre nicht so romatisch und toll dargestellt wurden, wie man sie vielleicht heutzutage im Kopf hat. Es wird viel von den goldenen 20er gesprochen, aber wirklich golden war das nichts, zumindestens nicht wenn man mal einen tieferen Blick wagt. Das fand ich wirklich gut. Auch die Folgen vom 1. Weltkrieg, die zum Teil für den 2. Weltkrieg verantwortlich sind, werden hier dargestellt, was ich auch sehr spannend fand. Das ist der Grund, warum ich historische Romane gerne lese.

Die Charaktere... Ja, die Charaktere. Ich kann grob festhalten: Ich mochte so gut wie keiner von denen. Zum Teil ist das vollkommen in Ordnung, denn ich muss nicht alle Charaktere gut finden, um trotzdem neugierig auf deren Geschichte zu sein. Leider hat es bei mir aber leider nicht ganz die Neugier geweckt. Zum Teil war es mir einfach egal, was mit den Charaktere passiert ist. Ich habe einfach keine emotionale Bindung zu den Charaktere aufbauen können, was ich wirklich schade fand. 

Von den Charaktere mochte ich noch am ehesten Josephine. Sie ist zwar ein bisschen nervig, aber mir hat ihre Entwicklung gut gefallen. Entwicklung in den Charaktere gab es auch bei Bernadette und Marie, aber die Entwicklungen konnte ich so nicht ganz nachvollziehen und sie waren  mir zu plötzlich. Auch einige Beziehungen, die sich in dieser Geschichte entwickeln, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Es haben mir das einfach die Emotionen oder die Tiefe gefehlt. Es kam mir einfach alles sehr hastig vor. 

Insgesamt war es an sich ein recht interessanter Roman, vor allem wenn man an den dunkleren Seiten der Geschichte interessiert ist, aber damit habe ich wegen des Klappentextes nicht gerechnet gehabt. Ob ich die Reihe weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht. Das Ende ist für mich so auch okay, auch wenn es natürlich ein Stückweit offen bleibt. Zu gegebener Zeit werde ich mich dann entscheiden.