Rezension

Anders als erwartet

Blood Orange - Was sie nicht wissen - Harriet Tyce

Blood Orange - Was sie nicht wissen
von Harriet Tyce

Bewertet mit 4 Sternen

Zusammenfassend lässt sich sagen: unerwartet, keine leicht Kost, aber ganz gut gemacht.

Das Buch war anders, als ich erwartet hatte. Das kann ich allerdings nicht auf den Klappentext schieben, sondern vielmehr auf meine Fehlinterpretation von diesem. Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher den Ausdruck „Domestic  Noir“ nicht kannte, und noch kaum etwas derartiges gelesen hatte. Aber auch, wenn das Buch auf diese Art und Weise zu einer Überraschung für mich wurde, hat es mir ganz gut gefallen.

Der Mordfall war eher Nebensache. Und auch Spannung spielte für mich in der Geschichte nur die zweite Geige. Im Vordergrund stand die Psyche. Die ist in Büchern selten ein leichtes Thema, so auch bei „Blood Orange“. Es hat mich zum Teil abgeschreckt: die Protagonistin war mir zu egozentrisch und unbelehrbar. Ich wollte sie an den Schultern packen und wachrütteln. Das ging natürlich nicht. Eine dementsprechend hoffnungslose, deprimierende Atmosphäre hat die Geschichte ausgeströmt. Nicht unbedingt eine angenehme  Unterhaltung. Dazu kam eine Derbheit in Handlung und Erzählstil, die mich ebenfalls manchmal abgeschreckt hat.

Trotzdem – ich kann nicht genau benennen warum – habe ich das Buch nicht zur Seite gelegt, sondern weitergelesen. Vielleicht ist es das Befremdliche, der natürliche Drang danach seine Mitmenschen zu verstehen und die Neugier zu erfahren, wie sich dieser verworrene Knoten am Ende lösen lässt.

Zu letzterem: der Schluss hat mich nicht überzeugt. Er passt nicht zum Rest der Geschichte. Für die düstere, ausweglose Stimmung zuvor, war es mir am Ende zu optimistisch und unproblematisch.

Zusammenfassend lässt sich sagen: unerwartet, keine leicht Kost, aber ganz gut gemacht.