Rezension

Anders als erwartet

Geburtstagskind - Anders Roslund

Geburtstagskind
von Anders Roslund

Bewertet mit 4 Sternen

Kommissar Ewert Grens steht zur vor seiner Pensionierung als ihn ein alter, ungelöster Fall wieder einholt. Vor 17 Jahren fand er in einer Wohnung ein kleines Mädchen, das tagelang inmitten seiner ermordeten Familie lebte. Er kümmerte sich, hatte Tatverdächtige – konnte aber keine Verurteilung erwirken. Nun sterben wieder Menschen, genau nach dem gleichen Muster. Derweil wird der frühere V-Mann Piet Hoffmann bedroht. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Ich brauchte meine Zeit, bis ich in der Geschichte drin war, denn es lief einiges anders, als ich das vorab erwartet habe. Vor allem der erste größere Teil vom früher sehr zwielichtigen Hoffmann hat mich nicht so ganz überzeugen können und ich hatte schon die Befürchtung, dass das Buch für mich einfach nicht funktioniert – doch weit gefehlt. Je weiter ich las und je mehr Grens und Hoffmann zusammenarbeiten, desto spannender wurde es. Sowohl Grens, als auch Hoffmann werden immer sympathischer, man fiebert mit ihnen mit und fragt sich, wer wohl hinter all dem nach so vielen Jahren stecken wird. Es ist spannend aufgebaut, man erfährt so einiges über den Waffenhandel (hatte ich so nicht erwartet, aber es war nichtsdestotrotz interessant), Korruption und der Schreibstil ist schön rund, besonders ab der Hälfte des Buches wird es dann zu einem Wettlauf gegen die Zeit, der es wirklich in sich hat. Die wechselnden Schauplätze, die Sprünge in der Zeit und auch die vielschichtigen Charaktere sind an sich schon spannend. Die Geschichte dann, wenn man sich darauf einlassen kann und will, ist nahezu genial. Neben all den Überraschungen, Lügen und Verneblungsaktionen zwischendurch hat mich vor allem der Twist am Ende des Buches, zwar nicht völlig überrascht, aber doch komplett überzeugt.

Spätestens ab der Hälfte des Buches ist der Krimi ein waschecher Pageturner, den ich kaum mehr aus den Händen legen wollte. Einziger Kritikpunkt ist der lange erste Part zu Hoffmann, der gekürzt sicher mehr Leser mitnehmen würde.