Rezension

Anders als erwartet und dennoch sehr gut

Influence - Fehler im System - Christian Linker

Influence - Fehler im System
von Christian Linker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Unser Leben, so wie wir es heute kennen, wäre ohne Internet ein gänzlich anderes. Und ich rede nicht davon, dass wir nicht mehr alles sofort mit unseren Freunden und auch Fremden auf Social Media teilen könnten. Auch nicht davon, dass wir unsere Lieblingsserien und YouTuber nicht mehr sehen könnten.
Ich rede davon, dass simple Anrufe nicht mehr getätigt werden könnten (auch nicht bei der Polizei); es kein bargeldloses Bezahlen mehr geben würde; Krankenhäuser nicht mehr voll funktionsfähig wären und noch vieles mehr.
Christian Linker nimmt sich dieser Thematik in seinem Werk “Influence – Fehler im System” an und beleuchtet u.a. die Auswirkungen auf die menschliche Bevölkerung.

Gerade in Zeiten von Corona wissen wir nur zu gut, zu was einige Menschen fähig sind (ich sage nur ausflippen wegen Klopapier und das war noch harmlos). Wenn das Internet wegbricht, wird es noch viel archaischer. Es war schon erschreckend dem Gedankenexperiment des Autors zu folgen und dabei behandelt er die Auswirkungen auf die Bevölkerung mehr am Rande.
Im Fokus stehen der Politikstudent und Crowdworker Amir und der Internetaktivist Habakuk. Amir soll mit Habakuks Hilfe brisante Informationen leaken, doch bevor das geschehen konnte, wurde das gesamte Internet lahmgelegt. Was war so wichtig, dass gleich das weltweite Internet dran glauben musste?

Wie bereits erwähnt steht zunächst Amir mit seiner Geschichte, seiner Verbindung zu Habakuk und dann deren gemeinsames “Abenteuer” im Vordergrund. Ebenso die Politik und die Rolle der Influencer. Die Auswirkungen auf das System und die Menschen finden natürlich Erwähnung und das auch nicht zu knapp, für mich standen sie aber nicht im Mittelpunkt. Da habe ich bereits andere Bücher gelesen, die sich vermehrt darauf konzentriert hatten.

Beim Lesen des Klappentextes nahm ich allerdings zunächst an, dass es mehr um die Auswirkungen des fehlenden Internets auf alle Menschen und das gewohnte System gehen wird und war daher ein wenig überrascht, das dem nicht so war. Aufgrund der aktuellen Situation empfand ich das für mich allerdings auch als angenehmer.

Christian Linker kann schreiben, keine Frage. Sein Schreibstil ist etwas anspruchsvoller, was prima zum gewählten Thema passt. Nichtsdestotrotz ließ sich das Buch wunderbar flüssig lesen. Der Anfang war etwas ruhiger und gemächlicher, wurde jedoch von Seite zu Seite rasanter und spannender.
Linker schreibt aus Amirs Sicht und baut zu Beginn immer mal wieder kurze Flashbacks ein, um den Leser so auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, da dadurch keine Langeweile aufkommen konnte.

Das Buch an sich empfinde ich als recht speziell und nicht unbedingt für die breite Masse gedacht. Man sollte schon netzaffin, um Gefallen an dem Buch zu finden. Für jemanden, der nur recht wenig mit Computern, dem Internet, den Social Media usw.zu tun, könnte es schnell uninteressant werden.

Fazit

Ich habe zunächst zwar erwartet, dass es mehr um das große Ganze, den weltweiten Internetausfall und seine Auswirkungen auf das System und die Bevölkerung im Allgemeinen geht, war dann aber positiv überrascht davon, dass Christian Linker den Fokus etwas kleiner gesetzt hat.
Ich brauchte ein paar Seiten, um in die Geschichte zu finden und mit ihr warm zu werden, doch je mehr ich gelesen hatte, desto besser gefiel mir die Geschichte.

Von mir gibt es gute 4 von 5 Sternen.