Rezension

Anders als erwartet und dennoch überraschend gut

Wenn Donner und Licht sich berühren - Brittainy C. Cherry

Wenn Donner und Licht sich berühren
von Brittainy C. Cherry

Das hier ist mein erstes Buch von Brittany C. Cherry und ich muss gestehen, dass ich zu Anfang meine Schwierigkeiten mit ihrem Schreibstil hatte, da ich die häufigen Wortwiederholungen als überflüssig empfand. Nach wenigen Sätzen erneut dasselbe zu lesen, hat mich ein wenig im Lesefluss gestört.

Bis ich mich schließlich an die Wiederholungen gewöhnt hatte und den tieferen Sinn dahinter verstand habe – denn die Wortwiederholungen ziehen sich durch das komplette Buch und erlangen dadurch einen besonderen Wiedererkennungswert.
Nachdem ich mich an die Wiederholungen gewöhnt hatte, konnte ich den einzigartigen, wortgewandten Schreibstil von Cherry in vollen Zügen genießen.
Sie schafft es wunderbar, schöne Sätze zu formulieren, sodass ich mehrfach innegehalten habe, um den vorherigen Satz erneut zu lesen. Damit ich die tiefere Bedeutung und die Formulierung mir einprägen konnte. Mir ist, glaube ich, noch nie so ein wahnsinniges Schreibtalent untergekommen – und ich hab wirklich schon einiges an Büchern gelesen.
Besonders gut haben mir die Beschreibungen der Musik und der Menschen aus dem French Quarter gefallen. Ich liebe das Leben dort! Die Energie, der Zusammenhalt und die Gespräche und Gefühle über Musik, die die Menschen dort verbindet.

Die beiden Hauptprotagonisten sind Jasmine und Elliot, sie sind beide 16 Jahre alt und besuchen dieselbe Schule. Für Jasmine bedeutet die Schule eine kleine Auszeit von ihrer Mutter und ein Stückchen Freiheit, für das sie gekämpft hat. Elliot hingegen wird in der Schule gemobbt, da er stottert und sich nie gegen diese Attacken wehrt.

Jasmin ist Schülerin, Tochter, Reisende, aber vollem eins: Sängerin. Ihr Herz schlägt für Soul, doch ihre Mutter will ums Biegen und Brechen, dass sie eine Pop-Sängerin wird und einen Plattenvertrag unterschreibt.
Um ihrer Mutter zu gefallen, geht Jasmin stundenlang ins Tonstudio, nimmt Tanzstunden, geht ins Fitnessstudio und macht bei Castings mit. Immer mit dem Ziel vor Augen, erfolgreich zu werden und die Träume ihrer Mutter zu verwirklichen, auch wenn es nicht ihre eigenen sind.
Ich mag Jasmin, auch wenn ich es schade finde, dass sie immer das tut, was ihrer Mutter von ihr verlangt und sie emotional von dieser nichts zurückbekommt. Ich hatte die Hoffnung, dass Jasmin durch die Trennung charakterlich wachsen würde, doch leider habe ich als Leser kaum etwas von dieser Zeit mitbekommen.

Elliot ist erfrischend anders, als die meisten Jungs, von denen man aus anderen Büchern liest. Er ist ein schmächtiger Junge, welcher die Musik liebt; der nette Typ von nebenan und das so herzerwärmend! Voller Liebe, Fürsorge und Freundlichkeit und mit einem niedlichen Stotterproblem.
Er wird in der Schule gehänselt und gequält und er lässt es einfach über sich ergehen, was ich zuerst nicht verstanden habe. Doch nach und nach erfährt man Einzelheiten, die so bewegend sind, dass ich wirklich an die Menschheit und vor allem an Schülern gezweifelt haben.
Ich muss aber auch betonen, dass ich manche Mobbing-Attacken viel zu krass fand, viel zu realistisch und viel zu hart. Generell gab es auch noch andere Szenen, die mich hart haben schlucken lassen – die traurig waren, emotional und verstörend und mich so schockiert haben, dass sie mich eher erschrocken, als emotional berührt haben.
Ein weltveränderndes Ereignis bewegt und traumarisiert Elliot so sehr, dass er seinen Charakter komplett verändert. Jedoch muss ich gestehen, dass mich genau diese Szene emotional nicht bewegt hat, dafür war ich viel zu sehr von der Härte dieser schockiert.
Durch diesen Vorfall wandelt sich Elliots Charakter komplett und der liebenswerte Junge den man am Anfang kennenlernt ist Geschichte. Er will stark werden und nichts und niemanden mehr an sich heranlassen. Das empfand ich als schade, da ich Elliot so mochte wie er war. Kein Badboy. Sondern der nette und liebe Junge, den man in den Arm nehmen will.

Das Wiedersehen von Jazz und Elli lief anders ab als erwartet und doch so, wie erhofft. Ich kann es gar nicht in Worte fassen.
Es gab vieles was ich richtig gut fand und gleichzeitig einiges, was mich schockiert hat oder mich emotional leider nicht immer packen konnte. Dennoch bin ich froh, dieses Werk gelesen zu haben, allein nur wegen Elliot und Jazz und der Musik. Und wegen TJ.
Besonders wegen TJ! Ich feiere den alten Mann für alles, jeden Kommentar, alles was er tut und vor allem für seinen Unterricht und seiner Schlüsseltradition.
Denn jeder seiner Schüler muss seine eigene Wahrheit finden, um das beste an musikalischem Talent aus sich herauszuholen – was das bedeutet?
Nun, findet es selbst heraus und lest dieses Buch!